Starke Abwehr schon vor der Geburt
Angeborenes Immunsystem umfassender als gedacht
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Das Immunsystem wächst mit seinen Aufgaben: In den ersten Lebensjahren lernt es, auf Krankheitserreger zu reagieren. So entsteht ein reaktionsfähiges immunologisches Gedächtnis aus spezifischen B- und T-Lymphozyten – das erworbene Immunsystem. Doch auch schon vor der Geburt schützt das sogenannte angeborene Immunsystem den Körper. Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben nun entdeckt, dass bestimmte T-Lymphozyten schon vor der Geburt wissen, welche Aufgaben sie später in der Immunabwehr erwarten.
Das Team um Privatdozent Dr. Immo Prinz aus dem MHH-Institut für Immunologie konnte im Mausmodell zeigen, dass sich bestimmte gamma-delta T-Zellen bereits vor der Geburt entwickeln und sich nach der Geburt wie Stammzellen selbst erneuern. Sie werden nicht, wie andere T-Zellen der erworbenen Immunantwort, auch weiterhin im Erwachsenalter konstant neu gebildet. „Sie müssen somit eindeutig zu den angeborenen Lymphozyten gezählt werden“, sagt PD Dr. Prinz. Die gamma-delta T-Zellen schütten den Botenstoff Interleukin-17 aus und verteidigen Haut und Schleimhaut. Diese Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler jetzt in der Fachzeitschrift Immunity. Erstautoren sind Dr. Jan Haas und Sarina Ravens.
„Wir wussten bereits, dass diese gamma-delta T-Zellen sehr schnell nach der Geburt sehr viel Interleukin-17 produzieren können. Jetzt konnten wir den Unterschied zu anderen Lymphozyten, die ebenfalls dieses Zytokin produzieren können, mithilfe genetischer Modelle klären“, sagt Dr. Haas. „Wir vermuten, dass Interleukin-17 produzierende gamma-delta T-Zellen die Funktion einer immunologischen Grundausstattung wahrnehmen“, erläutert Sarina Ravens. „Noch offen bleibt die Frage, welche Antigene solche gamma-delta T-Zellen genau erkennen“, ergänzt PD Dr. Prinz. Dieses Ergebnis und zukünftige Erkenntnisse werden helfen, die Ausbildung und Regulation des Immunsystems von Neugeborenen besser zu verstehen.