Diagnostica-Industrie rechnet 2012 mit Wachstum

Personalausbau und Investitionen geplant – Personalisierte Medizin immer wichtiger

16.01.2012 - Deutschland

Der Deutsche Diagnostika-Markt wächst in 2011 um rund 2,1 Prozent auf 2,188 Milliarden Euro. Diese vorläufige Einschätzung hat der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) bekannt gegeben. Basis sind die Umsatzzahlen der ersten drei Quartale 2011. Zugleich stellte der Verband die wirtschaftlichen Erwartungen der Branche für das Jahr 2012 vor. Grundlage dafür bildete eine jährliche Umfrage, die der Verband Ende 2011 unter seinen Mitgliedsunternehmen aus den Bereichen Labordiagnostik und Schnelltests durchführte und an der sich 46 Mitgliedsunternehmen beteiligt haben. Ergebnis: Mehr als drei Viertel (78,3 Prozent) der Unternehmen rechnen im laufenden Jahr mit steigenden Umsätzen, das sind sechs Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr. Zugleich ist der Anteil der Firmen, die mit einem schwächeren Geschäft rechnen, gegenüber den Branchenerwartungen von 2011 leicht gesunken. Dieser neugewonnene Optimismus spiegelt sich auch in der Personal- und Investitionsplanung wider: Mehr als die Hälfte der Firmen (56,6 Prozent) wollen ihr Personal aufstocken, ein Drittel will den Personalstand halten, lediglich elf Prozent kündigen Personalabbau an. Aktuell sind 20.700 Menschen in der Diagnostica-Industrie beschäftigt.

Bei den Investitionen sehen 40 Prozent der befragten Unternehmen neue Spielräume, 45 Prozent wollen genauso viel investieren wie im Vorjahr. Dagegen beträgt der Anteil derjenigen Firmen, die ihre Investitionen deutlich reduzieren, nur zwei Prozent. Die positive Einschätzung spiegelt sich ebenso bei Investitionen in die Forschung: Hier wollen knapp zwei Drittel der befragten Firmen mehr investieren als in 2011, ganze 36 Prozent ihr bisheriges Niveau halten.

Woher kommt dieser Optimismus? „Zum einen sorgt die insgesamt zufriedenstellende Entwicklung  im Jahr 2011 bei den Unternehmen für Auftrieb, zum anderen gibt es offenbar einen Vertrauensbonus für den Standort Deutschland“, sagte VDGH-Vorstandsvorsitzender Matthias Borst.: „Die hohe Qualifikation der Mitarbeiter, die – im Vergleich zu manchen anderen europäischen Ländern – gute Zahlungsmoral und das hohe Versorgungsniveau in Deutschland sind wichtige Kriterien“, so Borst. Zudem seien für 2012 gesetzliche Rahmenbedingungen auf den Weg gebracht worden, die in der Branche Grund zu vorsichtiger Hoffnung geben: „Die Grundidee einer „Innovation auf Probe“, die vom VDGH vor zwei Jahren in die gesundheitspolitische Diskussion eingebracht wurde, ist im neuen Versorgungsstrukturgesetz aufgegriffen worden.“

Nicht zuletzt ist die Personalisierte Medizin im Hinblick auf eine noch effizientere Arzneimitteltherapie (companion diagnostics) ein Zukunftsthema für die VDGH-Mitglieder.  Knapp ein Drittel der Diagnostica-Unternehmen erzielten bereits heute Umsätze in der Personalisierten Medizin. Laut Umfrage sieht hier bereits jedes zweite Unternehmen perspektivisch für sich neue Chancen.

Dennoch sind diese Ergebnisse für den Verbandschef kein Grund für Enthusiasmus: „Während Deutschlands Diagnostica-Sparte EU-weit  ein Fünftel des Umsatzes realisiert, spielt sie – gemessen an ihrer Wachstumsdynamik – bislang nur im hinteren Mittelfeld mit“, kommentierte Borst.

Was bremst einen Markt mit so viel Potential? Die befragten VDGH-Mitgliedsunternehmen gaben an, zum einen mit den enormen Konsolidierungs- und Konzentrationsprozessen auf Seiten der Laborketten zu kämpfen. Auch der Trend der Krankenhäuser, ihre Labore auszugliedern und Laboraufträge an Dritte zu vergeben, wurde genannt. „Mit diesen Marktanforderungen muss unsere Industrie zurechtkommen“, sagte Borst. „Was wir jedoch nicht beeinflussen können sind externe Eingriffe in die Rahmenbedingungen wie z.B. Leistungsrationierungen oder Laborbudgetierung in der vertragsärztlichen Versorgung.

Als wichtiges Hemmnis benennt die Branche langwierige Aufnahmeverfahren zur Erstattung von Laborinnovationen in der Gesetzlichen Krankenversicherung. „Wir sprechen über ein System, das Innovationen am deutschen Markt erschwert. Dies ist deshalb für uns nicht nachvollziehbar, da 70 Prozent unserer Mitgliedsunternehmen in Deutschland forschen. Gerade der deutsche Markt als Heimatmarkt vieler Diagnostica-Hersteller braucht verlässliche und auskömmliche Rahmenbedingungen. Die Versicherten sollten schneller von diagnostischen Möglichkeiten profitieren können“, sagte Borst.

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