Mit Tabak gegen Krebs

2016 will das kanadische Unternehmen PlantForm mit Sitz in Ontario das Biosimilar Trastuzumab auf den Markt bringen

08.11.2010 - Kanada

Das junge Unternehmen PlantForm aus Guelph in Ontario/Kanada nutzt Tabakpflanzen, um Medikamente gegen Krebs zu entwickeln. Ein neuer Ansatz, der die Medikamentenkosten stark senken soll. PlantForm stellt dabei therapeutische Antikörper-Medikamente und -Impfstoffe aus Tabakpflanzen her. Die Universität Guelph hat die Lizenz für die Technologie an PlantForm vergeben. Chris Hall ist wissenschaftlicher Leiter bei PlantForm und arbeitete an der Universität Guelph zehn Jahre lang an der Technologie und entwickelte insgesamt 20 Jahre lang Antikörper, bevor er nun den Durchbruch schaffte. Hall ist Professor in der Fakultät Natur und Biologie sowie Inhaber des Lehrstuhls für rekombinante Antikörper-Technologie.

Das erste Produkt von PlantForm ist ein Biosimilar des Brustkrebs- Medikaments Herceptin, genannt Trastuzumab. Im Labor konnte gezeigt werden, dass Trastuzumab denselben Reinheitsgrad und dieselbe Wirkung hat wie Herceptin. Die Herstellung ist jedoch mit einer Kostenersparnis von bis zu 95 Prozent möglich. Das macht es zu einer sehr attraktiven Alternative.

„Das Problem vieler Marken-Medikamente heute ist, dass sie sehr teuer sein können. Patienten, Gesundheitsdienstleister und Versicherungen wollen alle Zugang zu bezahlbaren Alternativen. Brustkrebs mit Herceptin zu behandeln, kann jährlich mehr als 70.000 Euro (100.000 kan. Dollar) pro Patient kosten“, sagt Dr. Don Stewart, President, CEO und Gründer von PlantForm.

Der nächste Schritt für das Unternehmen ist nun eine Serie klinischer Tests. PlantForm hat bisher 700.000 Euro (1 Mio. kan. Dollar) aufgebracht und benötigt insgesamt knapp 1,1 Millionen Euro (1,5 Mio. kan. Dollar), um Tierversuche mit dem Biosimilar Trastuzumab durchführen zu können. Anschließend strebt PlantForm die Phase 1 einer klinischen Studie mit Menschen an, in der Sicherheit und Verträglichkeit getestet werden. Das Unternehmen benötigt 3,5 bis 4,9 Millionen Euro (5 bis 7 Mio. kan. Dollar), um die Phase 1 abzuschließen. Danach soll mithilfe eines Co-Entwicklungs-Lizenzvertrags mit einem großen Pharmaunternehmen Phase 3 durchlaufen werden, in der der Wirksamkeitsnachweis erbracht wird. Biosimilars benötigen keine Untersuchungen der Phase 2.

„Wir planen, unser Biosimilar Trastuzumab weltweit auf den Markt zu bringen und wollen 2016 in Europa beginnen. Wir fokussieren Europa, weil die Herceptin-Patente dort 2014 auslaufen. Mehr als 50 Prozent des Marktes für dieses Medikament liegen in Europa, zudem ist die Nachfrage dort höher als das Angebot. Wir hoffen auf 30 Prozent Marktanteil“, sagt Dr. Stewart.

Der Medikamenten- und Impfstoffindustrie für Biosimilars, die momentan noch klein ist, wird ein rasches Wachstum vorhergesagt, denn patentgeschützte, biologische Präparate verlieren ihren Patentschutz in den nächsten Jahren. PlantForm plant Biosimilars von drei weiteren Krebsmedikamenten, die gemeinsam mit Herceptin im Jahr 2009 weltweit Umsätze von mehr als 16 Milliarden Euro (23 Milliarden kan. Dollar) erwirtschafteten.

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