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Malignes Lymphom der Katze



Das maligne Lymphom der Katze (Syn. felines Lymphosarkom) ist eine bösartige (maligne) Tumorerkrankung bei Katzen (Felidae), bei der sich zumeist solide Tumore in den lymphatischen Organen (Lymphosarkome) bilden. Es ist die häufigste Tumorerkrankung bei Hauskatzen, etwa ein Drittel aller Neoplasien sind bei diesen maligne Lymphome. Hauskatzen sind innerhalb der bislang untersuchten Arten am häufigsten von dieser speziellen Tumorform betroffen. Die Erkrankung ist zumeist virusbedingt und vergleichbar mit den Non-Hodgkin-Lymphomen des Menschen. Das klinische Bild ist sehr variabel und hängt von der Lokalisation und Größe des Tumors ab. Die Heilungsaussicht mit einer Chemotherapie ist nicht immer befriedigend, bei malignen Lymphomen des Wirbelkanals ist sie schlecht.

Inhaltsverzeichnis

Ätiologie

Häufigster Auslöser des malignen Lymphoms ist das feline Leukosevirus (FeLV), ein Retrovirus. Nach einer schottischen Studie sind in Europa aber nur ein Drittel der betroffenen Katzen FeLV-positiv, in Nordamerika dagegen 70 %. Jedoch lässt sich auch bei den meisten der seronegativen Katzen ein für FeLV typisches Antigen, das sogenannte FOCMA (feline oncornavirus-associated cell membrane antigen), nachweisen. Es wird vermutet, dass bei der Mehrzahl der Fälle der Organismus in der Lage war, das Virus zu eliminieren, allerdings erst nachdem das Virus eine maligne Transformation der lymphatischen Zellen ausgelöst hat.

Ein weiteres katzenspezifisches Virus, das feline Immundefizienz-Virus (FIV, Katzen-AIDS-Virus) wird in deutlich geringerem Ausmaß ebenfalls mit der Entstehung von malignen Lymphomen in Zusammenhang gebracht. Auch eine kombinierte Wirkung beider Viren wird diskutiert.

In Abhängigkeit vom Vorhandensein eines FeLV-Antikörper-Titers ergibt sich eine zweigipflige (bimodale) Altershäufigkeit. Während die meisten Erkrankungen bei FeLV-positiven Tieren im Alter von 3 Jahren auftreten, liegt das mittlere Alter bei FeLV-negativen Tieren bei 7 Jahren. Prinzipiell sind alle Katzenrassen empfänglich.

Mit dem Rückgang der FeLV infolge Impfungen ist das Auftreten maligner Lymphome jedoch nicht zurückgegangen. In jüngerer Zeit treten vor allem Lymphome im Darm auf, Zusammenhänge mit entzündlichen Darmerkrankungen und Katzenfutter werden augenblicklich diskutiert. [1]

Einteilung

Für das maligne Lymphom sind mehrere Einteilungsschemata möglich, die auf unterschiedlichen Kriterien beruhen.

Nach der Lokalisation der Tumoren findet ein modifiziertes WHO-Schema Anwendung. Die Häufigkeit der einzelnen Formen ist regional unterschiedlich. Die folgende Liste ist nach der Anzahl der weltweit berichteten Fälle geordnet.

  1. Mediastinales malignes Lymphom: Hier liegt der Tumor im Mittelfell (Mediastinum).
  2. Gastrointestinales malignes Lymphom: Hier sind Magen (lat. Gaster) und Darm (Intestinum) Sitz des Primärtumors.
  3. Peripheres malignes Lymphom: Bei dieser Form sind die peripheren Lymphknoten betroffen.
  4. Leukämische Leukose: Bei dieser Form kommt es zu einer Vermehrung der weißen Blutzellen im Blut (Leukämie).
  5. Sonstige maligne Lymphome: In diese Gruppe werden Lymphosarkome eingeordnet, die nicht in einem lymphatischen Organ, sondern beispielsweise in der Haut, im Zentralnervensystem oder der Niere lokalisiert sind.

Nach der Rappaport-Einteilung unterscheidet man gut oder schlecht differenzierte, knotenförmige (noduläre) oder diffuse sowie großzellig-histiozytäre und kleinzellig-lymphozytäre maligne Lymphome.

Nach der Dignität werden geringradig (etwa 10 %), mittelgradig (35 %) und hochgradig maligne (55 %) Lymphome unterschieden.

Nach den Ausgangszellen werden T-Zell-Tumore, die vermutlich den Hauptteil stellen, und B-Zell-Tumore unterschieden. Letztere sind vor allem bei FIV-assoziierten und gastrointestinalen malignen Lymphomen anzutreffen. Eine genauere Aussage kann hier allerdings noch nicht erfolgen, weil die wenigsten Studien molekulare Marker für diese Lymphozyten-Untertypen verwendeten.

Klinik

Klinische Stadien

Nach dem Ausmaß der Erkrankung und der lokalisationsabhängigen Prognose unterscheidet man 5 Stadien, wobei das Stadium I die beste, das Stadium V die schlechteste Prognose hat.

Klinisches Stadium Kennzeichen
I ein einzelner Tumor eines lymphatischen Organs
II

mehrere Lymphkoten einer Region oder
ein einzelner Tumor mit Beteiligung des regionalen Lymphknotens oder
ein resezierbarer gastrointestinaler Tumor

III

viele Lymphknoten betroffen oder
viele Tumore außerhalb der Lymphknoten oder
nicht rezezierbarer gastrointestinaler Tumor oder
am Wirbelkanal außerhalb des Rückenmarks (paraspinal) oder epidural lokalisierter Tumor

IV Beteiligung von Leber und Milz zusätzlich zu einem Merkmal der Stadien I-III
V Leukämie oder Beteiligung des Knochenmarks oder Zentralnervensystems

Mediastinales malignes Lymphom

Ein mediastinales malignes Lymphom geht von den lymphatischen Organen im Mittelfell aus. Häufig ist es der Thymus, aber auch die Mediastinal- (Lymphonodi mediastinales) oder Brustbeinlymphknoten (Lymphonodi sternales) können Ausgangspunkt sein. Diese Form tritt besonders bei den jüngeren, FeLV-positiven Tieren auf.

Klinisch äußern sich diese Lymphome in allgemeiner Schwäche und Anorexie. In Folge der Einengung der Lungen und der Luftröhre in Atemnot oder erhöhter Atemfrequenz. Infolge der Einengung der Speiseröhre kann Regurgitieren oder Trinkunlust auftreten. Die Schleimhäute können blass oder aufgrund eines Sauerstoffmangels bläulich verfärbt sein (Zyanose). Bei der Perkussion des Brustkorbs können Veränderungen auftreten.

Eine Röntgenuntersuchung zeigt eine Verschattung im präkardialen (vor dem Herz befindlichen) Mittelfell. Differentialdiagnostisch müssen hier Flüssigkeitsansammlungen (Hydro-, Pyo-, Chylothorax, Feline Infektiöse Peritonitis) und Zwerchfellhernien ausgeschlossen werden. Eine Ultraschalluntersuchung kann zur Darstellung des Tumors dienlich sein, vor allem wenn er mit einer Flüssigkeitsansammlung kombiniert ist.

Eine Diagnose ist anhand einer Biopsie des Tumors mittels Feinnadelaspiration und anschließender zytologischer Untersuchung möglich.

Gastrointestinales malignes Lymphom

In diese Gruppe werden Lymphosarkome des Magen-Darm-Kanals oder der dazugehörigen Lymphknoten (Lymphocentrum coeliacum, mesentericum craniale und caudale) eingeordnet. Einige Autoren ordnen auch Lymphosarkome der Leber in diese Gruppe ein. Sie sind bei FeLV-positiven Tieren eher selten (10 % der Fälle), aber häufigste Lokalisation bei älteren Tieren und vorwiegend B-Zell-Tumore. Die Tumore können als solitäre Knoten, aber seltener auch diffus in der Submukosa auftreten. Etwa 20 % der Fälle betreffen den Magen, die übrigen den Darm.

Das klinische Bild hängt von der Lokalisation ab. Neben Fressunlust und Abmagerung kann Erbrechen (v. a. bei soliden Tumoren), Durchfall (diffuse) und bei Blutungen auch Anämie auftreten.

Größere solide Tumoren können unter Umständen bereits durch die Bauchwand ertastet werden. Weitere Hinweise können eine Sonografie, eine Endoskopie oder Laparatomie geben. Die Diagnose wird wiederum durch Biopsie und Zytologie gestellt.

Peripheres malignes Lymphom

Beim peripheren malignen Lymphom (auch multizentrische Leukose) sind die Lymphknoten außerhalb der Körperhöhlen betroffen. Diese Lokalisation ist bei Katzen, im Gegensatz zum malignen Lymphom bei Hunden, selten. Klinisch äußert sich die Erkrankung unspezifisch, es treten zumeist schmerzlose Vergrößerungen der Lymphknoten auf. Später können Metastasen in Leber, Milz und Knochenmark auftreten.

Die Diagnose erfolgt durch Biopsie oder Entfernung des ganzen Lymphknotens und anschließender histologischer Untersuchung.

Leukämische Leukose

Bei der leukämischen Leukose (oder Lymphoid-leukämischen Form) ist primär das Knochenmark betroffen und entartete Lymphozyten zirkulieren im Blut (Leukämie). Fieber, Schwäche, Anorexie, Gelbsucht, Fieber, Blutarmut (Anämie) und blasse Schleimhäute sind häufig.

Sonstige maligne Lymphome

Maligne Lymphome der Niere machen etwa 15 % der Fälle aus und treten vor allem bei älteren Tieren auf. Die Blutwerte für Harnstoff und Kreatinin sind erhöht. In fortgeschrittenen Fällen kommt es zu einem Nierenversagen.

Maligne Lymphome des Zentralnervensytems kommen meist bei FeLV-positiven jüngeren Tieren vor oder in Anschluss an eine Chemotherapie von Nieren-Lymphosarkomen. Die Tumoren treten vor allem im Wirbelkanal auf und das klinische Bild hängt sehr stark von der Lokalisation und vom Ausmaß der Kompression des Rückenmarks ab. Die neurologischen Ausfälle reichen von Paresen, Ataxien bis hin zu Hyperästhesien. Röntgenologisch lassen sich zumeist keine Veränderungen der Wirbel nachweisen, allenfalls eine Myelografie kann Hinweise auf einen raumfordernden Prozess bringen. Differentialdiagnositsch sind eine Reihe von anderen zentralnervösen Erkrankungen auszuschließen, wobei man sich am besten am VETAMIN D-Schema orientiert.

Maligne Lymphome der Haut sind selten und treten allenfalls bei sehr alten Katzen (>11 Jahre) auf. In der Oberhaut können sogenannte Pseudo-Abszesse auftreten oder auch tieferliegende und eher diffus verteilte Ansammlungen von Lympozyten.

Weitere Lokalisationen maligner Lymphome sind die Nasenhöhle und das Auge.

Therapie

Bei FeLV-positiven Tieren ist ein Therapieversuch nur sinnvoll, wenn eine von anderen Katzen getrennte Haltung möglich ist (einzeln lebende Wohnungskatze), da diese Tiere ansonsten eine Gefahr für die Katzenpopulation darstellen.

Als Mittel der Wahl hat sich die Chemotherapie erwiesen. Im Gegensatz zur Humanmedizin zeigt diese Behandlung nur geringe Nebenwirkungen und wird von den Katzen gut vertragen [2]. Bislang wurden verschiedene Protokolle für die Chemotherapie vorgeschlagen, umfassende klinische Studien zur Vergleichbarkeit stehen aber noch aus. Ein verbreitetes Behandlungsschema ist die Kombination aus Vincristin, Cyclophosphamid und Prednisolon. Mit diesem sogenannten COP-Protokoll konnten Remissionsraten von bis zu 80 % erreicht werden, besonders erfolgversprechend ist es bei mediastinalen und peripheren malignen Lymphomen. Nach Remission wird zumeist eine monatliche Behandlung mit Doxorubicin oder Idarubicin zur Verhinderung von Rezidiven durchgeführt. Der Erfolg einer Chemotherapie ist aber nicht vorhersehbar und die Remissionsraten sind geringer als bei Hunden. [2]

Lokale Therapien (chirurgische Entfernung, Bestrahlung) können bei einzelnen Tumoren angezeigt sein, aber auch hier ist anschließend eine Chemotherapie zur Rezidivverhinderung angebracht.

Die Behandlung maligner Lymphome des Wirbelkanals ist bislang wenig erfolgreich.

Literatur

  • Richter, K.P.: Feline gastrointestinal lymphoma. Vet Clin North Am Small Anim Pract. 2003 Sep;33(5):1083-98. PMID 14552162
  • Shelton G.H.: Feline immunodeficiency virus and feline leukemia virus infections and their relationships to lymphoid malignancies in cats: a retrospective study (1968-1988). J Acquir Immune Defic Syndr. 1990;3(6):623-30. PMID 2159993
  • Teske, E.: Hämatopoietische Tumoren. In: Kessler, M. (Hrsg.): Kleintieronkologie. Berlin Parey, 2000, S. 523-557. ISBN 3-8263-3236-9

Einzelnachweise

  1. Louwerens, M. et al.: Feline lymphoma in the post-feline leukemia virus era. J Vet Intern Med. 2005 May-Jun;19(3):329-35. PMID 15954547
  2. a b Ettinger, S.N.: Principles of treatment for feline lymphoma. Clin Tech Small Anim Pract. 2003 May;18(2):98-102. PMID 12831069.
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