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Wirbel (Anatomie)



Als Wirbel (lat. vertebra) wird in der Anatomie das knöcherne Element der Wirbelsäule bezeichnet. Der Wirbel besteht aus dem Wirbelkörper, dem Wirbelbogen, zwei Querfortsätzen (je einer rechts und links), dem Dornfortsatz und vier Gelenkfortsätzen (beim Menschen: zwei obere und zwei untere). An einigen Wirbeln treten zwei Zitzenfortsätze (nur bei Brust- und Lendenwirbeln) und zwei zusätzliche Fortsätze (nur bei wenigen Säugetieren an den Lendenwirbeln) auf.

Inhaltsverzeichnis

Wirbelkörper

  Die Wirbelkörper (Corpus vertebrae) sind an den zu benachbarten Wirbeln zeigenden Polen mit jeweils einer Deckplatte versehen. Zwischen diesen Deckplatten sind benachbarte Wirbel mit einer Bandscheibe symphytisch sowie über zwei Bänder (Ligamentum longitudinale anterius und posterius) durch Bindegewebe untereinander verbunden.

Wirbelbogen

Der Wirbelbogen (Arcus vertebrae) ist ein knöcherner Bestandteil eines jeden Wirbels der Wirbelsäule. Er beginnt beidseits mit einem „Füßchen“ (Pediculus arcus vertebrae), die sich in der Bogenplatte (Lamina arcus vertebrae) vereinigen.

Er umschließt bogenförmig die Rückenseite (dorsal) des Wirbellochs (Foramen vertebrae). Die Bauchseite (ventral) des Wirbelloches wird vom Wirbelkörper gebildet. Die aneinander gereihten Wirbellöcher der einzelnen Wirbel bilden in der Wirbelsäule den längs verlaufenden Wirbelkanal, in den das Rückenmark mitsamt Hirnhäuten und dem Liquor cerebrospinalis eingebettet und so gegen äußere Einwirkungen geschützt ist.

Querfortsatz

Der paarige Querfortsatz (Processus transversus) dient zum Ansatz von Bändern (z. B. Ligamenta intertransversarii) und Muskeln. Bei den Brustwirbeln bilden die Querfortsätze auch eine gelenkige Verbindung zur gleichzahligen Rippe.

Die Querfortsätze des 6. bis 1. Halswirbels sind in Längsrichtung durch ein Loch (Foramen transversarium) durchbohrt. Diese Löcher bilden in ihrer Gesamtheit einen Kanal (Canalis transversarius), durch den die Arteria und Vena vertebralis sowie der Nervus vertebralis ziehen.

Bei Blockaden werden die Querfortsätze mit rotiert und sorgen so für eine Verengung des Spinalnerven-Austritts, die zu starken Schmerzen führen kann. Auch bei der Skoliose (Seitenverdrehung der Wirbelsäule) sind die Querfortsätze erheblich rotiert und können anfangs – im frühen Kindesalter (8.–10. Lebensjahr) – oft nur mit einem Korsett abgefangen werden.

Dornfortsatz

Der Dornfortsatz (Processus spinosus) ist ein vom Wirbelbogen ausgehender rückenwärts (dorsal) gerichteter Fortsatz eines Wirbels.

Der Atlas (erster Halswirbel) hat keinen Dornfortsatz, statt dessen ein Tuberculum posterius. Ebenso ist beim Kreuzbein eine Sondersituation zu erkennen: Hier sind die Dornfortsätze zur so genannten Crista sacralis mediana verschmolzen. An den Dornfortsätzen setzen Bänder (Ligamentum interspinale beziehungsweise Ligamentum supraspinale) an sowie ein Teil der Rückenmuskeln. Man kann sie leicht am Rücken tasten, als feste Erhebungen.

Gelenkfortsätze

  Die vier Gelenkfortsätze (Processus articulares) bilden die echten Gelenke zwischen den Wirbeln. Man unterscheidet zwei nach oben gerichtete (superior) und zwei unten gerichtete (inferior) Gelenkfortsätze, wobei jeweils der Processus articularis inferior mit dem gleichseitigen Processus articularis superior des folgenden Wirbels in Verbindung steht. Bei Tieren sind die Gelenkfortsätze aufgrund der horizontalen Körperhaltung nach vorn (kranial) bzw. nach hinten (kaudal) gerichtet und werden deshalb als Processus articularis cranialis bzw. Processus articularis caudalis bezeichnet.

Zitzenfortsatz

Der paarige Zitzenfortsatz (Processus mamillaris) kommt nur bei Brust- und Lendenwirbeln vor. Er sitzt auf dem Querfortsatz und zeigt beim Menschen nach oben, bei Tieren entsprechend nach vorn und dient als Muskelansatz.

Zusätzlicher Fortsatz

Der zusätzliche Fortsatz (Processus accessorius) kommt nur an den Lendenwirbeln bei Mensch und Raubtieren vor. Er ist nach unten beziehungsweise bei Tieren hinten (kaudal) gerichtet und sitzt am Wirbelbogen.


Charakteristika der verschiedenen Wirbelarten

  • Halswirbel:
    • Foramen transversarium („querliegendes Loch“) im 1. (bei Wiederkäuern ab dem 2.) bis 6. Halswirbel.
    • Der Processus spinosus ist lang und beim Menschen zweigezackt.
  • Brustwirbel:
    • Ausgeprägter Processus accessorius.
    • Der Processus spinosus ist lang, einzackig und zieht nach schräg unten bis über das angrenzende Segment.
  • Lendenwirbel:
    • Processus costalis („Rippenfortsatz“) vorhanden.
    • Der Processus spinosus ist einzackig und nach unten gebogen.
  • Sakralwirbel:
    • Processus spinosi sind zu einem Grat verschmolzen.

Unterscheidungshilfe: Die Größe der Corpora vertebrae nimmt von oben nach unten zu.

Literatur

  • Hermann Braus: Anatomie des Menschen. Erster Band. Bewegungsapparat. Julius Springer, Berlin 1920
  • Kurt Fleischhauer (Hrsg.): Makroskopische und mikroskopische Anatomie des Menschen. 13./14. Auflage. Urban & Schwarzenberg, München 1985 (begründet von A. Benninghoff)
  • Rauber, Kopsch: Anatomie des Menschen. Lehrbuch und Atlas. Thieme, Stuttgart 1987
  • Franz-Viktor Salomon (Hrsg.): Anatomie für die Tiermedizin. Enke, Stuttgart 2004, ISBN 3-8304-1007-7
  • Herbert Lippert: Lehrbuch Anatomie. 6. Auflage. Urban & Fischer, München 2003, ISBN 3-437-42361-4
  • Werner Platzer: Taschenatlas der Anatomie. Band 1. Bewegungsapparat. Thieme, Stuttgart 1991, ISBN 3-13-492006-9
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Wirbel_(Anatomie) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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