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Blockade (Orthopädie)



Blockaden, auch Blockierungen, im Sinne der Orthopädie sind Einschränkungen der Beweglichkeit von Gelenken.

Inhaltsverzeichnis

Funktionelle Blockaden

Treten Einschränkungen der Beweglichkeit auf, ohne dass eine Verletzung des Gelenkes, also zum Beispiel eine Entzündung, Flüssigkeitsansammlung, gerissene Bänder oder Knorpelschäden bestehen, dann spricht man von „Funktionellen Blockaden“ oder „Hypomobiler Dysfunktion“. Von großer klinischer Bedeutung sind Blockaden der Gelenke zwischen den Wirbeln der Wirbelsäule. Sie treten ganz natürlich bei jedem Gesunden auf und lösen sich beim Recken, Streckung und bei Alltagsbewegungen von selbst auf. Sich hartnäckig haltende Blockaden können mit Schmerzen, Verspannungen und anderen Beschwerden einhergehen. Der Volksmund verwendet dann den falschen Begriff vom „ausgerenkten Wirbel“. Lewitt 1997 schreibt dazu: „Wir sehen, daß der Begriff Blockierung nicht nur die grundlegende funktionelle Bewegungshemmung im Gelenk, sondern auch den Übergang vom noch Physiologischen (Gesunden, Anm. d. Verf.) zum Pathologischen (Krankhaften, Anm. d. Verf.) umfasst. Natürlich spielt nicht nur die Belastung, sondern auch die Belastungsfähigkeit des Einzelnen eine Rolle.“

Ursachen und Zusammenhänge

Die Ursachen der funktionellen Gelenkblockaden sind weitgehend unbekannt. Diskutiert wurden Einklemmungen kleinster Teile des Gelenkknorpels, Teufelskreise aus Verspannung der gelenkbewegenden Muskulatur und Schmerzen und viele weitere. Ausgeschlossen werden kann die ursprünglich von der Chiropraktik vertretene Idee, es handle sich um ein Ausrenken des Wirbels. Dennoch hat diese Bezeichnung den weitestgehenden Eingang in die Alltagssprache gefunden. Auslösende Momente für das Auftreten behandlungswürdiger Blockaden können Kälteeinwirkung (Zugluft), mangelnde körperliche Aktivität, lange unbeweglich eingenommene Zwangshaltungen (z. B. Computerarbeitsplätze) sein. Beinlängenunterschiede und Zahnfehlstellungen werden als mögliche Ursachen ebenso diskutiert wie seelischer Stress mit nachfolgender Muskelverspannung.

Diagnose

Die Diagnosestellung erfolgt an der Wirbelsäule im Wesentlichen aus dem Tastbefund: Der Behandler ertastet die verminderte Bewegung der Wirbelsäule, der Patient gibt an exakt definierten Stellen einen Druckschmerz an und in den zugeordneten Bereichen der Haut finden sich Zeichen wie eine leichte Wassereinlagerung (Kibler-Hautfalte), eine vermehrte Schmerzhaftigkeit (Kaltenbach-Nadel) und eine Überwärmung (Osteopath. Thermodiagnostik). Technische Untersuchungsverfahren wie Röntgenbilder, Computertomogramme und Blutuntersuchungen können zwar keine Blockaden nachweisen, müssen aber oft zum Ausschluss anderer Ursachen der Bewegungseinschränkung (wie etwa von Bandscheibenvorfällen, Rheuma oder Entzündungen) durchgeführt werden.

Beschwerdebilder

Wirbelblockaden können mit örtlichen wie auch entfernten Beschwerden einhergehen. Zu den örtlichen Beschwerden zählen Schmerzen im Rücken bei Blockaden im Rücken (eine Ursache des sog. Hexenschusses) und Kreuzbeschwerden bei Blockaden im Kreuz-Darmbeingelenk (ISG-Blockade) oder auch Schmerzen im Handgelenk bei Blockaden der Handwurzelknochen sein. Entferntere Beschwerden können Kopfschmerzen bei Blockaden der Halswirbelsäule oder Brustschmerzen bei Blockaden der Gelenke zwischen Rippen und Wirbelsäule sein. Vor allem Blockaden der oberen und obersten Halswirbelsäule werden auch eine ganze Reihe komplexer Beschwerdebilder wie etwa Konzentrationsschwäche und Depressionen zugeschrieben, ohne dass hier überzeugende wissenschaftliche Daten vorliegen.

Behandlungsmethoden

Die Behandlung der akuten Blockaden beginnt meist durch den Patienten selbst zunächst mit Hausmittelmedizin wie warmem Duschen, Kartoffelsäckchenauflage und körperliche Bewegung. Damit nicht ausreichend zu behandelnde akute Beschwerden sind Domäne der sogenannten Handgriffmedizin, wie sie von Chirotherapie, Osteopathie, Chiropraktik, Dorn-Therapie und anderen Schulen gelehrt wird. Als ebenfalls hilfreich erweisen sich viele alternativmedizinische Methoden wie die Akupunktur und das Schröpfen sowie die Infiltrationstherapie, z. B. als Quaddeltherapie. Schmerzmittel sind oft erstaunlich wenig hilfreich. Problematischer ist das Verhindern häufiger Rezidive, wozu eine regelmäßiges körperliches Training durch Stretching, Krankengymnastik und Sport dienlich sein können, das Abgewöhnen von Zwangshaltungen, die Verbesserung von Ergonomie an Arbeitsplätzen, Schuhsohlenausgleich bei Beinlängendifferenz und ggf. auch kieferorthopädische Maßnahmen nützlich sein können.

Literatur

  • Eder, Tilscher: Chirotherapie. Vom Befund zur Behandlung. 4. Aufl. 1998, Stuttgart
  • Hülse, Neuhuber, Wolff: Die obere Halswirbelsäule. Pathophysiologie und Klinik. 1. Aufl. 2005, Heidelberg
  • Karel Lewitt: Manuelle Medizin. 7. Auflage 1997, Johann Ambrosius Barth Verlag, Leipzig
  • Neumann: Manuelle Medizin. 5. Aufl. 1999
  • Sachse, Schildt-Rudloff: Wirbelsäule, Manuelle Untersuchung und Mobilisationsbehandlung. 3. Aufl. 1997, Berlin
  • Wolff: Neurophysiologische Aspekte des Bewegungssystems. 3. Aufl. 1996, Springer-Verlag
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Blockade_(Orthopädie) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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