Europaparlament gestattet Finanzierung der Stammzellenforschung

19.06.2006

(dpa) Das Europaparlament hat sich gegen den Widerstand von Christdemokraten und Grünen für die Finanzierung der Embryonenforschung und der embryonalen Stammzellenforschung ausgesprochen. Wie in den meisten Mitgliedstaaten ist diese Forschung auch in Deutschland verboten. Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) bedauerte die Entscheidung. «Wir lehnen die Förderung verbrauchender Embryonenforschung und Anreize für die Tötung von Embryonen ab», erklärte die Ministerin in Berlin. Der Parlamentarische Staatssekretär im Familienministerium, Hermann Kues (CDU) sagte zu der Entscheidung: «Die Interessen der Forschung haben sich leider gegenüber ethischen Bedenken durchgesetzt.» Dabei werde verkannt, «dass die menschliche Würde an die Unverfügbarkeit menschlichen Lebens gebunden ist».

Für die Grünen sprachen deren Forschungspolitiker Priska Hinz und Reinhard Loske von einem «Rückschlag für Ethik und Menschenwürde in Europa». Die Entscheidung öffne «der weiteren Verzweckung und Kommerzialisierung menschlichen Lebens Tür und Tor». Der SPD- Europaabgeordnete Norbert Glante hingegen sprach von einem Erfolg für den wissenschaftlichen Fortschritt: «Die Forschung mit embryonalen Stammzellen ist eine unerlässliche Voraussetzung dafür, dass wir Menschen mit degenerativen Krankheiten besser helfen können als bisher.»

In Deutschland gilt eine Stichtagsregelung, nach der Stammzellen für die Forschung außerhalb Deutschlands und vor dem 1. Januar 2002 gewonnen sein müssen. In anderen EU-Ländern wie Großbritannien, Schweden oder Belgien dürfen embryonale Stammzellen gewonnen werden.

Das Forschungsprogramm umfasst 50,8 Milliarden Euro, wobei allerdings nur etwa 50 Millionen Euro für die Stammzellenforschung vorgesehen sind. Verabschiedet wurde auch die Schaffung eines Europäischen Forschungsrates, der als unabhängiges Gremium förderungswürdige Forschungsprojekte auswählt.

Die meisten Mittel (neun Milliarden Euro) sollen in die Informations- und Kommunikationstechnologien investiert werden, sechs Milliarden in die Gesundheitsforschung und etwa vier Milliarden Euro in die Bereiche Verkehr und Luftfahrt.

Parlament und Rat müssen sich jetzt rasch vor der zweiten Lesung einigen, wenn die Programme pünktlich zu Jahresbeginn 2007 anlaufen sollen.

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