Mit Anti-Prionen gegen BSE & Co - Forscher bekämpfen Alzheimer und Rinderwahnsinn

07.02.2006

Durch Prionen verursachte Erkrankungen richteten weltweit bislang Schäden in Milliardenhöhe an. Schuld sind schädliche Eiweiße (Prionen), die sich scheinbar unkontrolliert in Gehirnzellen ablagern und diese zerstören. Nun forscht am Institut für Organische Chemie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg eine Gruppe Chemiker unter der Leitung von Prof. Dr. René Csuk an einer Möglichkeit, den Verlauf prionischer Erkrankungen zu beeinflussen.

Prionenerkrankungen (Transmissible spongiforme Enzephalopathien, TSE) bilden eine biologisch einzigartige Gruppe übertragbarer Krankheiten, die sich schädlich auf das Gehirn auswirken. Prionen verursachen an Tieren unter anderem "Scrapie" (bei Schafen und Ziegen) und BSE an Rindern. Über infiziertes Futter können jedoch auch andere Tiere an analogen Beschwerden leiden; besonders hervorzuheben sind dabei die TSE-Erkrankungen an Hirschen und Elchen, aber auch an Hauskatzen.

TSE-Erkrankungen für Menschen wurden schon frühzeitig beschrieben. Symptome zeigen sich in Form von geistigen Veränderungen, Koordinationsstörungen und fortschreitender Demenz. Prominentestes Beispiel sind die durch Kannibalismus übertragbare Kuru-Erkrankung sowie die seit 1996 erstmals beobachtete neue Variante der Creutzfeld-Jacob-Erkrankung (vCJD). Charakteristisch für die neue Variante ist das Auftreten zahlreicher amyloider Plaques - Eiweißablagerungen zwischen den Nervenzellen. Die steigende Sorge um das endgültige Ausmaß des vCJD-Ausbruchs macht die Suche nach effektiven, präventiven und therapeutischen Behandlungsmöglichkeiten zunehmend bedeutsam.

Nach heutigem Wissensstand werden Prionen als proteinhaltige infektiöse Teilchen definiert. Für die pathogene Wirkung des Prionproteins wird die Anreicherung einer anormal gefalteten Isoform des Prionproteins verantwortlich gemacht. Sie ist unter physiologischen Bedingungen unlöslich, bildet aggregierte Systeme und ist in einem hohen Maße gegen Abbaureaktionen resistent.

Aus dem Wissen über mögliche Wege der Konformationsänderung können verschiedene Strategien gegen TSE entwickelt werden. Ein möglicher Ansatzpunkt erschien dem Team um Csuk darin, Inhibitoren der Polymerisationsreaktion zu entwickeln. "Es erscheint essenziell, Verbindungen zu entwickeln, die neben der Verhinderung einer weiteren Anlagerung auch eine Wiederauflösung bereits gebildeter Protein-Fibrillen verursachen", verdeutlicht der Chemie-Professor. Auf Basis in der Literatur beschriebener erfolgreicher Experimente mit Quinacrin, einem Arzneimittel zur Malaria-Bekämpfung, beschlossen die Forscher, Strukturen der Stoffklasse der Bisacridine zu synthetisieren und entsprechend zu erproben.

Untersuchungen der Verbindungen mittels eines an Prionenprotein durchgeführten FACS-Verfahrens ergaben für einige der synthetisierten Verbindungen hohe, also wirkungsvolle Aktivitäten. Mit der Anwendung dieses Verfahrens wurde die ACGT ProGenomics AG beauftragt.

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