Virenexperten im Kampf gegen Hungersnöte

23.01.2006

Forscher der Deutschen Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen machen die Cassavapflanze, die Kartoffel Afrikas, widerstandsfähig gegen gefährliche Pflanzenviren. Zu diesem Zweck hat die Deutschen Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH (DSMZ) die weltweit umfangreichste Sammlung infizierter Pflanzen jetzt komplettiert. Die genaue Analyse des gesamten Virenspektrums erlaubt die gezielte Züchtung besonders resistenter Pflanzen. Erste Züchtungserfolge werden auf afrikanischen Feldern bereits im Anbau getestet. Weltweit ernähren sich über 800 Millionen Menschen von Cassava.

An der DSMZ werden die Erreger der Cassava-Mosaikkrankheit erforscht, die für die Verkümmerung der Pflanzen verantwortlich ist. Virusproben aus allen Cassava-Anbaugebieten Afrikas, beispielsweise dem Sudan, Kongo und Nigeria, werden zur Kartierung der Erregerverbreitung molekulargenetisch verglichen. Neue Viren werden dabei gefunden und wichtige Erkenntnisse zur Übertragung der Krankheit gewonnnen. Die Wissenschaftler der DSMZ sind außerdem in der Lage, Viruskrankheiten im Labor zu erzeugen, die in der Natur so noch nicht vorkommen, die aber vermutlich in Zukunft auftreten werden. So können Pflanzen gezüchtet werden, die bereits gegen die Erreger von Morgen gewappnet sind. Schnelltests zur sicheren und frühen Diagnose der Erreger werden ebenfalls entwickelt und bereits im Feld eingesetzt, um die Verbreitung der Viren frühzeitig zu unterbinden. Besondere Bedeutung hat hierbei die Eindämmung der Ausbreitung aggressiver Viren aus Ostafrika in die Anbaugebiete Westafrikas.

"Die zielgerichtete Züchtung virusresistenter Cassavapflanzen ist erst durch die Forschungsarbeit der DSMZ möglich", erklärt Dr. Stephan Winter, Leiter des Forschungsbereichs Pflanzenviren. "Durch die von uns durchgeführten, künstlichen Virusinfektionen in Cassava können wir Resistenzeigenschaften bereits in unseren Gewächshäusern überprüfen und damit den Züchtungsfortschritt wesentlich beschleunigen", erklärt Dr. Winter. In den Gewächshäusern der DSMZ, auf dem Gelände der Biologischen Bundesanstalt in Braunschweig, befinden sich neben der Sammlung virusinfizierter Cassavapflanzen auch alle weltweit bedeutenden Cassavazuchtlinien und Landrassen mit besonderen Resistenz- oder ernährungsphysiologischen Eigenschaften. Die Viren der Cassavapflanzen stehen in kleinerem Maßstab schon seit mehreren Jahren im Fokus der DSMZ-Forscher. Durch die bereits gewonnenen Erkenntnisse werden schon heute in Ost- und Westafrika "essbare Forschungserfolge" in Form von virusresistenten Cassavapflanzen angebaut.

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