Forscher identifizieren zwei Diabetes-Gene

21.07.2005
London (dpa) - Ein Gen kann Übergewichtige zu Diabetikern machen und spielt damit eine Rolle bei der stark steigenden Diabetes- Epidemie. Das Gen RBP4 ist vor allem im Fettgewebe aktiv und führt zu einer Insulinresistenz. Das Hormon Insulin reguliert den Blutzucker und zügelt im Hirn den Appetit. Barbara Kahn von der Harvard- Universität in Boston (US-Staat Massachusetts) und Kollegen berichten darüber im Fachjournal «Nature» (BD. 436, S. 354) vom Donnerstag. Die Forscher fanden heraus, wie das Gen RBP4 übergewichtige Labormäuse zu Diabetikern macht. Im Fettgewebe sorgt die Erbanlage demnach für die Produktion eines gleichnamigen Proteins, das zu einer Insulin-Resistenz führt. Da eine Senkung des RBP4-Spiegels die gefährliche Resistenz verringert, könne sich aus der Beobachtung eine praktikable Behandlungsstrategie für Typ-2-Diabetes ergeben, schreiben die Forscher. Übergewicht ist ein entscheidender Risikofaktor für diese Krankheit. Eine weitere Erbanlage namens ENPP1 ahmt darüber hinaus vermutlich eine Insulin-Resistenz im Gehirn nach und macht damit anfälliger für Übergewicht und Typ-2-Diabetes. Forscher um Philippe Froguel vom Institut Pasteur in Lille stützen ihre Beobachtung auf die Untersuchung mehrerer tausend übergewichtiger Kinder und Erwachsener. Die Erbanlage stört demnach möglicherweise das normale Insulin-Signal in der Zelle, berichten sie in «Nature Genetics» (DOI: 10.1038/ng1604). Eine vererbte erhöhte Aktivität dieses Gens könnte eine Insulin-Resistenz verschlimmern und zu einer erhöhten Fetteinlagerung führen, meint das Team. Bei der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) ist die Kontrolle des Blutzuckerspiegels durch Insulin gestört. Während beim Typ-1-Diabetes das Immunsystem die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstört, liegt der weitaus häufigere Typ-2- Diabetes (früher oft als Altersdiabetes bezeichnet) an einer vererbten oder erworbenen Unempfindlichkeit (Resistenz) gegen Insulin. Diese Diabetesform betrifft in Deutschland nach Zahlen der Deutschen Diabetes-Gesellschaft bereits sechs Millionen Menschen.

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