EU-Kommission schlägt Kinderversuche für neue Medikamente vor

30.09.2004

Brüssel (dpa) - Mit gezielten Studien an Kindern sollen neue Medikamente künftig systematisch auf ihre Wirkung bei jungen Patienten untersucht werden. Eine entsprechende Verordnung hat die Europäische Kommission am Mittwoch vorgeschlagen. Die zusätzlichen Tests würden Kinderarzneimittel zwar verteuern, sagte EU-Kommissar Olli Rehn am Mittwoch in Brüssel. Die Behandlung werde aber auch sicherer: Etwa jedes zweite Medikament, das heute zur Behandlung der 100 Millionen Kinder in Europa benutzt werde, sei nicht für die Verwendung bei jungen Patienten geprüft und zugelassen.

Das Europa-Parlament muss dem Kommissionsvorschlag noch ebenso zustimmen wie die Mitgliedstaaten im Rat. Wenn es dabei keine besonderen Probleme gibt, könnte die Verordnung Anfang 2007 in Kraft treten, meinte Rehn.

Auch die neue Verordnung würde es nach Kommissionsangaben den Ärzten überlassen, ob sie Kindern ein Arzneimittel für Erwachsene verschreiben. Die zusätzlichen Testreihen sollen den Medizinern aber neue Angaben zu Dosierung und Verträglichkeit vermitteln. Nur Medikamente, die ausschließlich für Erwachsenen-Krankheiten entwickelt werden, bräuchte die Pharma-Industrie nicht an Kindern zu testen.

Fachleute der Brüsseler Behörde zeigten sich zuversichtlich, dass Eltern die Tests an ihren Kindern zulassen werden. «Bisher wird in ganz Europa in jeder Klinik praktisch experimentiert», sagte der Mediziner und Kommissionsbeamte Peter Arlett. Künftig würden die Daten gesammelt. Nach Darstellung von Rehn hat die Industrie bisher häufig auf systematische Tests verzichtet, «weil Studien mit Kindern oft schwierig und teuer sind». Mittel gegen starke Schmerzen, Asthma, Diabetes, Rheuma oder psychische Leiden seien bisher kaum auf ihre Wirkung bei Kindern untersucht worden.

Der Industrie sollen die Tests mit längerem Patent- oder Versuchsdatenschutz schmackhaft gemacht werden. Für Mittel, die bereits auf dem Markt sind, würden laut Kommission bei jeder Änderung oder Ausweitung der Anwendung die gleichen Regeln gelten.

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