Aussichtsreiches Malaria-Mittel hergestellt - Beifuß war Vorbild

19.08.2004

London (dpa) - Nach pflanzlichem Vorbild hat ein internationales Forscherteam einen besonders aussichtsreichen Wirkstoff gegen Malaria hergestellt. Die neue Substanz «OZ277» wirkt gegen eines der Schlüsselenzyme der einzelligen Krankheitserreger. Die Forscher orientierten sich an der Substanz «Artemisinin» aus dem Einjährigen Beifuß (Artemisia annua). «OZ277» lässt sich vergleichweise einfach produzieren und wirkt nach Angaben der Forscher im Fachjournal «Nature» (BD. 430, S. 900) gegen mehrere Stadien der Erreger. Es solle noch in diesem Jahr erste Tests am Menschen geben, nachdem Tierversuche sehr ermutigend verlaufen seien, berichtet die Gruppe um Jonathan Vennerstrom von der Universität von Nebraska in Omaha (USA).

Artemisinin erwies sich bereits vor 30 Jahren als gutes Mittel gegen Malaria, in der chinesischen Naturmedizin wird Beifuß schon seit 1500 Jahren geschätzt. Die Natursubstanz lässt sich jedoch nur mit einem teuren Verfahren aus der Pflanze isolieren, wird vom Körper zudem nicht besonders gut aufgenommen und ist damit in den armen Ländern nicht sehr weit verbreitet. Der synthetische Wirkstoff ist besser wasserlöslich und kann auch in größeren Mengen hergestellt werden.

Die von Mücken übertragenen Malaria-Erreger töten nach UN-Angaben mindestens eine Million Menschen im Jahr. Fast alle der jährlich 300 Millionen Krankheitsfälle treten in den tropischen Ländern auf.

«Kombiniert mit einem zweiten Malariamittel könnte diese neue Klasse (von Medikamenten) die zurzeit beste Lösung sein, um resistente Malariaparasiten zu zerstören», schriebt Paul O'Neill von der Universität in Liverpool in einem begleitenden «Nature»- Kommentar.

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