Deutschland startet klinische Entwicklung eines neues Tuberkulose-Impfstoffs
BMBF-finanzierte Initiative organisiert klinische Erprobung eines im Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie entwickelten Impfstoff-Kandidaten mit höherer Wirksamkeit
Einen solchen Impfstoff will ein Konsortium aus Unternehmen und Forschungszentren jetzt erproben. Grundlage ist ein vielversprechender Impfstoffkandidat, den Forscher am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin unter der Leitung von Prof. Stefan H.E. Kaufmann entwickelt haben. Dazu hat jetzt die Vakzine Projekt Management GmbH (VPM) von der Max-Planck-Gesellschaft eine weltweite Lizenz auf mehrere dafür relevante Patente erworben. Die VPM wurde im Rahmen der Impfstoffinitiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gegründet und wird mit dem Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie und der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF) als BMBF-Projektträger präklinische und klinische Studien organisieren.
"Bei unserem neuen Kandidaten zur Tuberkulose-Schutzimpfung setzen wir auf gentechnisch veränderte Varianten des seit 1921 eingesetzten Lebendimpfstoffes BCG. Dieser besteht aus abgeschwächten Bakterien, die sehr eng mit TB-Erreger Mycobacterium tuberculosis verwandt sind. BCG hat sich in der Vergangenheit zwar als sehr sicher, aber leider wenig wirksam erwiesen", erklärt Prof. Dr. Stefan Kaufmann, Direktor am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie. "Kinder werden vor bestimmten Tuberkulose-Formen geschützt. Gegen die Lungentuberkulose der Erwachsenen, die mit Abstand häufigste Form der Erkrankung, wirkt aber BCG überhaupt nicht."
Vermutlich ist der Schutz der klassischen BCG-Impfung so gering, weil nach einer Impfung die BCG-Bakterien von Fresszellen in so genannten Phagosomen eingeschlossen werden. Die Berliner Wissenschaftler um Kaufmann haben daher den BCG-Bakterien das Protein Listeriolysin eingebaut. "Damit sollen die neuen BCG-Varianten die Hülle der Phagosomen durchlöchern und so dem Immunsystem besser zugänglich werden. Dies führt wiederum zu einer effektiveren Immunantwort, was wir bereits in präklinischen Untersuchungen zeigen konnten", sagt Dr. Leander Grode, Projekt Manager bei der VPM und Miterfinder.
Schätzungsweise ein Drittel der Weltbevölkerung ist mit dem Tuberkulose-Bakterium infiziert. Die Erreger verstecken sich zunächst im Körper. Bei etwa 10 Prozent der Infizierten bricht die Krankheit aus, es kommt zur offenen, ansteckenden TB. Auch in Deutschland ist die Krankheit mit jährlich über 7.500 Infektionen längst nicht ausgerottet. Weltweit steigt die Zahl der Erkrankungen. "Der medizinische Bedarf ist hoch und steigt durch die Ausbreitung so genannter multiresistenter Stämme. Diese können mit den gängigen Antibiotika nicht mehr behandelt werden", sagt VPM-Geschäftsführer Dr. Albrecht Läufer. Eine erfolgreiche Tuberkulose-Schutzimpfung habe daher auch erhebliches wirtschaftliches Potenzial. Ziel der VPM ist die Entwicklung des Impfstoffs bis Phase II und eine Auslizenzierung an Industriepartner; dabei wird auch die gemeinsame Entwicklung mit Partnern in früheren Entwicklungsstadien erwogen.
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