Antikörper erfolgreich bei Behandlung von hämolytisch urämischem Syndrom (HUS) durch EHEC

Ärzteteam aus Heidelberg, Montreal und Paris berichten über geglückten Therapieversuch bei drei Kleinkindern

31.05.2011 - Deutschland

Ärzte und Wissenschaftler in Heidelberg, Montreal und Paris haben in der Online-Version des „New England Journal of Medicine“ über die erfolgreiche Behandlung von drei Kleinkindern, die an einem schweren hämolytisch urämischen Syndrom (HUS) nach einer Infektion mit enterohämorrhagischen Escherichia coli (EHEC) litten, berichtet. Die Infektionen waren 2010 aufgetreten.

Eculizumab ist seit 2007 zugelassen und wird zur Behandlung einer seltenen Blutkrankheit sowie einer seltenen angeborenen Form des HUS eingesetzt. Vor zwei Jahren hatten US-Mediziner über ähnliche Erfolge bei Kindern mit dieser Form des HUS berichtet.

Die Kinder litten an Nierenversagen sowie an schweren neurologischen Störungen. „Nachdem ein mehrmaliger Austausch des Blutplasmas ohne Wirkung geblieben war, haben wir uns zu einem Behandlungsversuch mit Eculizumab entschlossen“, berichtet Professor Dr. Franz Schaefer, Leiter der Sektion Pädiatrische Nephrologie am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Heidelberg.

Innerhalb von 24 Stunden nach der ersten Infusion, die im Abstand von sieben Tagen ein- bis zweimal wiederholt wurde, verbesserte sich der klinische Zustand der Kinder dramatisch. Die Dialyse aufgrund des akuten Nierenversagens im Rahmen des HUS konnte beendet werden. Alle drei Kinder erholten sich und zeigten auch sechs Monate nach der Erkrankung keine Folgeschäden.

Die Wissenschaftler entschieden sich für den Einsatz des monoklonalen Antikörpers Eculizumab, da er in die zerstörerischen Immunreaktionen eingreift, die sich nach einer Infektion mit EHEC abspielen. Eculizumab bindet an das Protein C5, das die sogenannte Complement-Kaskade aktiviert und u. a. zur Zerstörung von Blutzellen führt. Auch bei Infektionen mit EHEC kann es zu einer Complement-Aktivierung kommen, ausgelöst durch den von den Bakterien gebildeten Giftstoff Shigatoxin.

„Wir hoffen nun, dass diese Ergebnisse den akut Erkrankten zu Gute kommen“, sagt Professor Schaefer. Er geht davon aus, dass auch erwachsene Patienten von einer Therapie mit dem Antikörper profitieren könnten. „Die Herausgeber des New England Journal haben aufgrund der Epidemie in Deutschland beschlossen, die bereits seit Februar vorliegende Publikation zu beschleunigen und sie nach Prüfung umgehend veröffentlicht“, so Schaefer. Außerdem wurde der Fachartikel an alle Nierenspezialisten in Deutschland versandt.

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