Universitätsmedizin Mannheim: Leukämieforscher ausgezeichnet

Dr. Nowak erhält Franziska-Kolb-Preis für den Nachweis neuer genetischer Defekte bei der CML

15.03.2011 - Deutschland

Dr. Daniel Nowak, Assistenzarzt an der III. Medizinischen Klinik der Universitätsmedizin Mannheim (UMM), ist im Rahmen des Dies Academicus der Universität Ulm mit dem Franziska-Kolb-Preis für Leukämieforschung ausgezeichnet worden. Der mit 8.000 Euro dotierte Preis wurde dem jungen Wissenschaftler für seine Forschung zu Resistenzmechanismen gegen sogenannte Tyrosinkinase-Inhibitoren bei der chronischen myeloischen Leukämie (CML) verliehen.

Dr. Nowak und sein Team suchten im Genom von Patienten mit fortgeschrittener chronischer myeloischer Leukämie nach genetischen Veränderungen, die verantwortlich für Resistenzen gegen ursprünglich in der Therapie erfolgreiche Tyrosinkinase-Inhibitoren sein könnten. Dafür nutzten sie ein neues Verfahren: die SNP Array Analyse. Diese innovative DNA-Chip Technologie erlaubt es, das gesamte menschliche Genom schnell, zuverlässig und in hoher Auflösung abzutasten und dabei Schäden, die mikroskopisch nicht sichtbar sind, zu detektieren.

Den Wissenschaftlern gelang es auf diese Weise, zahlreiche Veränderungen in den therapieresistenten Leukämiezellen von Patienten mit fortgeschrittener CML zu identifizieren. Um festzustellen, ob die genetischen Defekte tatsächlich an der Entstehung der Therapieresistenzen beteiligt sind, werden die Gene, die von diesen Veränderungen betroffen sind, im nächsten Schritt funktionell untersucht.

Zum Hintergrund: Die chronische myeloische Leukämie ist die zweithäufigste Form der chronischen Leukämien. Bei 95 Prozent der CML-Patienten, lässt sich als Ursache eine bestimmte Chromosomen-Translokation, also der Austausch von zwei Abschnitten verschiedener Chromosomen, nachweisen. Von der Translokation sind zwei Gene (BCR und ABL) betroffen. Das ABL-Gen birgt die Information für die Synthese einer Tyrosinkinase, eines Enzyms, das eine Rolle bei der zellulären Wachstumsregulation spielt. Durch die Fusion der beiden Gene entsteht eine Tyrosinkinase, die permanent aktiviert ist. Dies führt zu einer unkontrollierten Vermehrung der Zelle, die schließlich zur Tumorzelle wird.

Die chronische myeloische Leukämie lässt sich in vielen Fällen erfolgreich mit Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI) behandeln. Manche Patienten entwickeln jedoch im Laufe der Behandlung Resistenzen gegen die ursprünglich erfolgreichen Substanzen, etwa durch Mutationen. Den Mechanismen dieser Resistenzen sind Dr. Nowak und sein Team auf der Spur. Im Rahmen einer klinischen Studie untersuchten sie das Erbgut von 45 Patienten, die Resistenzen gegen TKI entwickelt hatten. Von 20 dieser Patienten stand ihnen zusätzlich DNA vom Zeitpunkt der Erstdiagnose zur Verfügung, sodass sie die DNA vor und nach der Resistenzentwicklung vergleichen konnten.

„Dr. Nowak hat mit seiner Arbeit einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis der Pathogenese dieser Leukämieform geleistet. Die Ergebnisse sind wegweisend im Hinblick auf neue therapeutische Ansätze“, begründen die Stifter des Franziska-Kolb-Preises die Auszeichnung des Mannheimer Forschers.

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