Studie: Mann schluckt Wurmeier gegen Colitis ulcerosa

06.12.2010 - USA

(dpa) Wurmeier schlucken gegen Darmbeschwerden? Zumindest bei einem 34-jährigen Patienten mit Colitis ulcerosa hat diese ungewöhnliche Therapie funktioniert. Das berichteten Forscher der New York University School of Medicine im Fachjournal «Science Translational Medicine». Allerdings warnen die Fachleute andere Patienten eindringlich davor, das Experiment nachzuahmen: Die Winzlinge können dem Darm auch erheblichen Schaden zufügen.

Das Team um P'nG Loke war einer Beobachtung nachgegangen, wonach die Darmkrankheit Colitis ulcerosa in Ländern, in denen Wurminfekte verbreitet sind, nur selten vorkommt. Zudem hatten andere Studien darauf hingewiesen, dass die Würmer entzündungshemmend wirken.

An Colitis ulcerosa leiden nach Angaben der Deutschen Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung rund 168.000 Menschen in Deutschland. Betroffene haben kleinere und größere Geschwüre im Dickdarm, sie leiden an blutigen Durchfällen und haben häufig Schmerzen im Unterbauch. Die Ursache für die Krankheit ist unbekannt.

In ihrer Studie untersuchten die Forscher Blut und Gewebe des 34-Jährigen, bevor und nachdem er freiwillig Eier des Peitschenwurms (Trichuris trichiura) geschluckt hatte. Nach einigen Monaten verbesserte sich sein Befinden. Die Wissenschaftler beobachteten, dass sich durch den Wurm bestimmte Abwehrzellen vermehrt gebildet hatten, die das Interleukin 22 produzieren - ein Eiweiß, das für die Heilung von Schleimhäuten wichtig ist. Es habe den Anschein, schreiben die Forscher, als aktiviere das Abwehrsystem Zellen, die die Schleimproduktion im Dickdarm erhöhen, um den Wurm loszuwerden.

Loke ist trotz der erlangten Erfolge kein Befürworter einer Wurm- Therapie: «Das Problem ist, dass diese Würmer dem Darm selbst leichte oder schwere Schäden zufügen können.» Zum jetzigen Zeitpunkt sei daher noch ungewiss, wem die Behandlung mit den Parasiten eher zusetzen und wem sie helfen könne. Die Forscher wollen in künftigen Studien mit einem Wurm experimentieren, der normalerweise Schweine befällt und somit weniger gefährlich für Menschen ist.

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