Bayerische Patentallianz und TUM vermarkten Patentanmeldungen zur Herstellung therapeutischer Antikörper an Boehringer Ingelheim

10.02.2010 - Deutschland

Die Bayerische Patentallianz GmbH (BayPat) hat in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München (TUM) einen Vertrag zur Übertragung eines Patentportfolios für ein Verfahren zur Entwicklung und Herstellung von therapeutischen Antikörpern mit dem Pharmakonzern Boehringer Ingelheim geschlossen.

Die komplette Übertragung der Patentanmeldungen gibt Boehringer Ingelheim die Freiheit, das Verfahren zunächst in Deutschland zu nutzen und nach Bedarf eigenständig für die weltweite Verwertung zu erweitern. „Dank der Erfindung könnte die aufwendige Produktion vielfältiger Antikörper effektiver werden“, meinen Dr. Joachim Vogt (BayPat) und Dr. Katharina Aulinger (TUM), die als Patentmanager die Vertragsverhandlungen führten. An diesem Fall zeige sich, dass die Patentierung schon in einem frühen Stadium der Forschung wertvoll sei, so Aulinger. „Wir freuen uns, dass hiermit Grundlagenforschung von einem renommierten weltweit agierenden Pharmakonzern aufgegriffen wird“, betont Vogt. Boehringer Ingelheim verfüge über ein umfangreiches Know-how in der Antikörperherstellung und könne das Potenzial der Erfindung im Rahmen seiner Produktion voll ausschöpfen.

Antikörper sind Bestandteile des menschlichen Abwehrsystems. Die Y-förmigen Eiweißmoleküle können spezifische Strukturen im Körper gezielt angreifen. Sie bestehen jeweils aus zwei schweren (H= heavy) und zwei leichten (L=light) Ketten aneinander gehängter Aminosäuren. Im Rahmen ihrer Grundlagenforschung entdeckten Professor Dr. Johannes Buchner und sein Team an der TUM, dass ein spezifischer Abschnitt der schweren Kette nur dann eine definierte Struktur einnimmt, wenn er in Kontakt mit der leichten Kette kommt. Ausgehend von dieser Entdeckung entwickelten die Forscher am Department Chemie ein neues Verfahren. Es könnte der Verbesserung biotechnologisch produzierter Antikörper dienen: Durch gentechnische Modifikationen erzielten die Wissenschaftler optimierte biophysikalische Eigenschaften der Antikörper. Diese könnten die Stabilität, Herstellbarkeit, Handhabbarkeit und Lagerfähigkeit biotechnologisch hergestellter Antikörper verbessern. Eine besondere Rolle spielen hier therapeutische Antikörper. Als Arzneimittel eingesetzt, können sie krankheitsrelevante Strukturen gezielt in ihrer Wirkung blockieren oder neutralisieren. Sie werden unter anderem zur Krebstherapie, der Behandlung von Allergien oder entzündlichen Erkrankungen eingesetzt. Mit therapeutischen Antikörpern wurden 2008 weltweit Umsatzerlöse von rund 30 Milliarden US-Dollar erzielt.

„Für uns ist die Erfindung interessant, weil wir vorhandene Technologien durch innovative Ansätze erweitern wollen“, meint Dr. Dorothee Ambrosius, Leiterin des Downstream Developments im Bereich Biopharmaceuticals bei Boehringer Ingelheim. Die Entwicklung therapeutischer Antikörper sei ein wichtiges Element in der Forschungsstrategie des Unternehmens. „Die Erfindung hat das Potenzial, die Produktivität durch die biophysikalisch verbesserten Eigenschaften der Antikörper zu steigern“, so Ambrosius. Dieser Vorteil sei möglicherweise generell für therapeutische Antikörper nutzbar. Allerdings müsse das Prinzip zunächst an produktionsrelevanten Systemen erprobt und dessen wirtschaftliche Effizienz bewiesen werden. Für diese technische Bewertung bedürfe es mindestens ein bis zwei Jahre Entwicklungszeit. Wenn diese positiv ausfiele, schließe sich eine verantwortungsvolle klinische Überprüfung an. „Unser Ziel ist es, durch effiziente Produktionstechniken sichere und kostengünstige Medikamente für die Patienten herzustellen“, beschreibt Ambrosius die Philosophie des Familienunternehmens.

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