Bayer entwickelt neues Malaria- Medikament
Kooperation mit WHO-Tochter
Der Kooperationsvertrag sieht vor, dass Bayer die Produktentwicklung übernimmt und WHO/MMV für eine überwachte Verteilung in den öffentlichen Gesundheitssystemen der Entwicklungsländer zuständig sind. Bayer stellt dafür das Produkt zur Verfügung. Der Preis in diesem Marktsegment soll so gestaltet sein, dass alle unter Malaria leidenden Bevölkerungsschichten in den Entwicklungsländern eine Behandlung erhalten können. Im Gegenzug soll Bayer das Produkt in den Industrieländern vermarkten. "Ein Abkommen, von dem beide Partner, vor allem aber die betroffene Bevölkerung in den Entwicklungsländern profitieren können", meint Burkhard Fugmann von Bayer, der das Projekt leitet.
Christopher Hentschel, der Vorsitzende des MMV stellt fest: "Unsere Organisation ist aus der Überzeugung entstanden, dass öffentlich-private Partnerschaften der richtige Weg sein können, eine Geißel der Menschheit wie die Malaria erfolgreich zu bekämpfen".
Der Bedarf nach neuen Konzepten zur Malaria-Therapie ist nach wie vor sehr groß. Pro Jahr kommt es zu 300 bis 500 Millionen Neuinfektionen. Betroffen sind fast ausschließlich Entwicklungsländer. Bei den ein bis drei Millionen Todesopfern, die die Krankheit jährlich fordert, handelt es sich vorwiegend um Kinder unter fünf Jahren. Aufgrund zunehmender Resistenzen gegen bislang angewendete Mittel dürfte der Bedarf an neuen Behandlungsmöglichkeiten in den nächsten Jahren weiter wachsen. Etwa zweieinhalb Milliarden Menschen leben in Malaria-gefährdeten Gebieten.
Die Zahl der Malaria-Fälle bis zum Jahr 2010 zu halbieren und Malaria letztlich auszurotten ist erklärtes Ziel des MMV. Dazu wird angestrebt, zukünftig etwa alle fünf Jahre ein neues Malaria-Therapeutikum zur Verfügung zu haben. Für das MMV hat die Vereinbarung mit Bayer Pilotcharakter für die Zusammenarbeit mit der Industrie, weil es sich in dieser Art um die erste gemeinsame Entwicklung eines neuen Wirkstoffes handelt.
Bei Bayer gilt das Projekt als weiteres erfolgreiches Beispiel für Partnerschaften mit öffentlichen Organisationen und Stiftungen zur Bekämpfung von Krankheiten, die vor allem Entwicklungsländer betreffen. Frank Morich, im Bayer- Vorstand zuständig für das Arbeitsgebiet Gesundheit: "Wie schon bei unserem Engagement zur Bekämpfung der afrikanischen Schlafkrankheit sehen wir in dieser Vereinbarung einen Beitrag, um den Zugang der Entwicklungsländer zu Arzneimitteln speziell gegen solche Erkrankungen zu fördern, die fast ausschließlich in der Dritten Welt vorkommen. Gleichzeitig handelt es sich auch hierbei um einen aktiven Beitrag zur Global Compact Initiative der Vereinten Nationen."
Bayer hatte der WHO im vergangenen Jahr bereits zugesichert, seine beiden Medikamente Germanin (Wirkstoff: Suramin) und Lampit (Wirkstoff: Nifurtimox) für die Dauer von zunächst fünf Jahren kostenlos zur Verfügung zu stellen. Die WHO möchte die Medikamente zur Bekämpfung der afrikanischen Schlafkrankheit einsetzen, die in Afrika 60 Millionen Menschen bedroht.
Der Global Compact, zu dessen Gründungsmitgliedern auch Bayer gehört, geht auf eine Idee von Friedensnobelpreisträger und UN-Generalsekretär Kofi Annan zurück. Ursprünglich 45 Unternehmen weltweit haben sich darin verpflichtet, im Rahmen ihrer Möglichkeiten für die Einhaltung und Verbreitung von neun von der UN ausgewählten Prinzipien aus den Bereichen Menschenrechte, Sozialstandards und Umwelt einzutreten. Konkrete Projekte von Bayer reichen von Aktivitäten gegen Kinderarbeit über Programme zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Landarbeitern im brasilianischen Kaffeeanbau bis zu weltweiten Initiativen zur Vermeidung von Antibiotika-Resistenzen.