BioProfil fördert neue Strategie gegen Fehlsteuerung des Immunsystems

Gesucht: Asthma-Heilmittel zum Inhalieren

18.10.2004

Braunschweig - Ein Wissenschaftler-Team der Cosmix molecular biologicals GmbH aus Braunschweig sucht nach Molekülen, die fehlgeleitete Zellen des Immunsystems blockieren können. Ziel ist es, einen Wirkstoff gegen Asthma bronchiale zu identifizieren. Das BioProfil "Funktionelle Genomanalyse" hat das Projekt zur Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) empfohlen. Die Fördersumme beträgt rund 270 000 Euro.

Dringen Krankheitserreger über die Haut in den Körper ein, versucht der Körper, dies durch verschiedene Abwehrmechanismen zu verhindern. Eine Strategie: Bestimmte Immunzellen, die so genannten Mastzellen, lösen eine lokale Entzündung aus. Der Entzündungsherd lockt dann andere Zellen zur Verteidigung an. Mastzellen werden dann aktiv, wenn sie fremde Molekülstrukturen erkennen, die irgendwann schon einmal im Körper waren. Diese Strukturen erkennen sie mit Hilfe von Antikörpern - Abwehr-Molekülen, die der Organismus bei der Immunreaktion produziert. Die Antikörper setzen sich an den Mastzellen fest, die von nun an sensibilisiert sind. Kommt es dann zu einem erneuten Kontakt, so bewirken die an den Mastzellen sitzenden Antikörper die Freisetzung des Botenstoffs Histamin, der die Entzündungsreaktion auslöst. Wenn diese Reaktion fehlgeleitet ist, also zu viele oder falsche Antikörper hergestellt werden, dann können allergische Reaktionen wie Asthma, Heuschnupfen oder sogar ein lebensbedrohender Schock die Folge sein. Histamin verursacht die beim Allergiker typischen Reaktionen wie Niesen, Husten, Schnupfen oder Juckreiz.

Die Cosmix-Forscher wollen nun einen Wirkstoff finden, der die Bindung zwischen Mastzelle und Antikörper hemmt. "Damit könnte man die fehlerhafte Reaktion bei Bedarf unterbrechen und die Aktivität der Mastzellen gezielt beeinflussen", erklärt Cosmix-Projektleiter Dr. Peter Wagner. Der einzige bislang auf dem Markt erhältliche Wirkstoff dieser Art, ein biotechnologisch hergestellter Antikörper, weist einige Nachteile auf: "Er muss unter die Haut gespritzt werden, lokale allergische Reaktionen können als Nebenwirkungen auftreten", sagt Wagner. Deshalb setzt Cosmix bei der Suche nach einer Alternative auf Peptide - sehr kleine Eiweißmoleküle. Wagner: "Peptide könnten aufgrund ihrer geringeren Größe inhaliert werden."

Aus einer von Cosmix hergestellten Bibliothek für Tausende von Milliarden unterschiedlicher Peptid-Moleküle werden die Wissenschaftler mittels geeigneter Tests die besten auswählen und gegebenenfalls die Peptide weiter optimieren. "Man kann diese Methode ein wenig mit dem Angeln vergleichen", sagt Wagner. "Wir hängen unseren Köder an eine Angel - das sind in unserem Projekt Teile der Antikörper, beziehungsweise Teile der Mastzelle selbst - und fischen dann aus der Bibliothek die besten Peptide heraus."

"Allein in den USA gibt es 17 Millionen Asthmatiker", sagt Ilka Zajons, BioRegioN GmbH. "Bei schwerem Asthma liegen die Kosten bei rund 3600 Dollar pro Patient im Jahr. "Der neue Wirkstoff könnte wesentlich billiger hergestellt werden - und das bei vereinfachter Einnahme durch den Patienten. Deswegen sehen wir dies als sinnvolle Anschubfinanzierung für ein Projekt, das neue Strategien gegen Asthma und verwandte Krankheiten aufzeigt."

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