Scienion entwickelt Adipositas-Chip

Verbundprojekt Nutrigenomforschung analysiert Genfaktoren der Fettleibigkeit

18.09.2003

Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) nehmen in der Bevölkerung von Industrienationen seit Jahren stetig zu. In Deutschland ist bereits jeder zweite Erwachsene übergewichtig, fast jeder fünfte davon sehr dick bzw. fettleibig - Tendenz steigend. Alarmierend auch: Die Zahl dicker Kinder hat sich vervielfacht in den letzten Jahren. Anstieg an Körperfett bedeutet zugleich ein Mehr an Patienten mit Bluthochdruck, Diabetes, Herz-Kreislauf-, aber auch Krebserkrankungen. Die jährlich durch Adipositas entstehenden volkswirtschaftlichen Folgekosten gehen in die Milliarden. Studien ergaben, dass neben individuellen Ernährungsfehlern bei einem hohen Anteil der Betroffenen von einer genetischen Veranlagung für Adipositas auszugehen ist. In einem BMBF geförderten Verbundprojekt im Rahmen der "Nutrigenomforschung Berlin-Brandenburg" gehen jetzt Experten der SCIENION AG, der Charité und des Fraunhofer-Instituts den molekulargenetischen Ursachen der Fettleibigkeit auf den Grund mit dem Ziel, ein Antikörperbasiertes Therapeutikum zu entwickeln.

"Derzeit gibt es weltweit noch kein angewandtes Verfahren, mit welchem die komplexen Prozesse der Adipositas auf molekularer Ebene identifiziert, charakterisiert und überwacht werden können", umreißt SCIENION-Vorstand Dr. Holger Eickhoff die Aufgabe des Verbundprojektes. "Jeder der beteiligten Partner bringt seine langjährige Expertise ein, um Microarray-gestützt genetisch bedingte Faktoren der Fettleibigkeit zu identifizieren und zu analysieren, und dann ein Antikörperbasiertes Therapeutikum, einen natürlichen Appetithemmer, zu entwickeln." Im Verbundprojekt, an dem die Berliner SCIENION AG, komplexer Anbieter von BioChip-Produkten, -Hardware und -Services, die Franz-Volhard-Klinik der Charité - vertreten durch Dr. Stefan Engeli - und das Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik - vertreten durch Dr. Frank Bier - beteiligt sind, fließen klinische Forschung und neue Plattform-, Informations- und Detektionstechnologien zusammen.

Das kurz "Adipositas-Chip" genannte Projekt im Rahmen des BioProfile-Schwerpunktes Nutrigenomforschung Berlin-Brandenburg will die momentan nur wenig bekannten molekulargenetischen Verbindungspunkte zwischen Fettsucht und den parallel dazu auftretenden Erkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes aufklären. Mit finanzieller Unterstützung des BMBF werden in Tier- und Humanstudien Adipositas-relevante Gene identifiziert, zu einem Untersuchungschip zusammengefasst und auf ihre Eignung für die Entwicklung künftiger diagnostischer und therapeutischer Möglichkeiten hin untersucht. Durchzuführende Tiermodelle mit verschiedenen Gruppen von Ratten erlauben erste Untersuchungen z.B. darüber, warum einige Tiere bei einer fettreichen Diät dick werden und andere wiederum nicht, und welche Rolle bestimmte Gene dabei spielen.

Die bei der Analyse biologischer Proben und Auswertung von Körper- und Organgewicht, Blutdruck oder Herzfrequenz zu verschiedenen Zeiten erhobenen Daten fließen ein in eine diagnostische Adipositas-Plattform, auf deren Basis mit der SCIENION-Technologie Diagnostiktools in Form von BioChips entwickelt werden. Zudem im Verbundprojekt erarbeitete Datenbanken, Hybridisierungsstation, Scanner oder Auswertungssoftware werden nicht nur den Einsatz in der Forschung sondern auch in der Humandiagnostik ermöglichen.

"Wir wollen mit Hilfe der während des Projektes gewonnenen Erkenntnisse über den Zusammenhang von Genotyp, Ernährung und Adipositas geeignete Werkzeuge und Testsysteme fertigen, um gezielt die Ursachen für Fettsucht und deren Zusammenhänge mit Folgeerkrankungen aufzuspüren", so der CEO der Berliner SCIENION AG. "Mit diesem Wissen kann die biologische Wirkung z.B. von Nährstoffen, Nahrungsergänzungsmitteln und pharmakologischen Substanzen auf den genetisch vorbelasteten Menschen besser getestet werden. Auch der Entwicklung neuer, biotechnologisch wirkender Therapeutika für die Behandlung von Fettsucht kommen wir so ein gutes Stück näher." Langfristig haben die Kooperationspartner eine so genannte "Essbremse", neue Wirkstoffe auf Antikörperbasis zur Kontrolle der Nahrungsaufnahme, im Blick - ein Life-Style-Medikament mit einem gigantischen Marktpotenzial.

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