Suche nach Schmerzmitteln neuen Typs

Ascenion vermittelt Kooperation zur Entwicklung verträglicher Analgetika

27.06.2003
Einen völlig neuen Typ von Schmerzmitteln zu entwickeln ist das langfristige Ziel einer Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft, die die Patentmanagement-Agentur Ascenion jetzt vermittelt hat. So genannte Mechanotransduktions-Hemmer, die am Berliner Max-Delbrück-Centrum für molekulare Medizin (MDC) untersucht werden, könnten künftig "interessante Wege der medikamentösen Schmerzbekämpfung eröffnen", erklärt Ascenion-Geschäftsführer Christian Stein. Partner der Kooperation sind das MDC und der international tätige Medikamentenhersteller Ionix Pharmaceuticals. Das Unternehmen sicherte sich den Erstzugriff auf alle Entwicklungen des MDC in Sachen Mechanotransduktions-Hemmung. Dafür stellt es den Forschern Mittel zur Verfügung und räumt dem MDC eine Gewinnbeteiligung an späteren marktreifen Produkten ein. "Diese Art von Vertrag - eine Firma erwirbt die Rechte an zukünftigen Entwicklungen eines Labors - ist in Deutschland noch sehr selten", erklärt Christian Stein. "Vorbilder dafür gibt es bislang fast nur in angelsächsischen Ländern." Herkömmliche Analgetika (Schmerzmittel), die man entweder zum Opiat-Typ oder zum Aspirin-Typ zählt, blockieren die Weiterleitung der Schmerz-Signale zwischen den Nervenzellen. Die Forschergruppe um Gary Lewin am MDC versucht statt dessen, die Mechanotransduktion zu unterbrechen. Darunter versteht man die Art und Weise, wie Druck-Impulse an Körperzellen in elektrische Schmerz-Signale umgewandelt werden. "An sehr vielen Schmerz-Arten ist Druckschmerz als Teilkomponente beteiligt", erklärt Lewin. "Das gilt auch für Entzündungen, Verletzungen und chronische Schmerzen." Besonderes Augenmerk richten Lewin und sein Team auf bestimmte Eiweißmoleküle in druckempfindlichen Zellen der Körperoberfläche. Diese Moleküle steuern den Einstrom von Natrium-Ionen durch die Zellmembran, einen wichtigen Schritt bei der Mechanotransduktion: Reizt Druck die schmerzempfindlichen Zellen, so löst das den Ionen-Einstrom aus, wodurch elektrische Ladungen in Bewegung geraten - ein Schmerz-Signal entsteht und wird an das Nervensystem weitergeleitet. Einige der Moleküle, die den Natrium-Einstrom regeln, kommen nur in den Schmerzrezeptor-Zellen vor und eignen sich daher besonders gut als Angriffspunkte für neue Wirkstoffe. "Mechanotransduktions-Hemmer könnten ein gewaltiges Marktpotenzial haben", glaubt Stein. "Da die Schmerzhemmung in der Peripherie des Körpers stattfindet, wird man weniger bedenkliche Nebenwirkungen befürchten müssen als bei klassischen Analgetika."

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