Epigenomics erwirbt von der Johns Hopkins University eine Lizenz für potenziellen Marker im Blut zur Veranlagung zu Darmkrebs

Potenzial zur Entwicklung eines ersten Tests zur Darmkrebs-Veranlagung anhand von Blutproben

19.03.2003

Berlin, Deutschland und Seattle, USA, (ots) - Das transatlantische Biotechnologieunternehmen Epigenomics AG gibt bekannt, dass es im Rahmen einer exklusiven Lizenzvereinbarung mit der Johns Hopkins University die Rechte an einem von Prof. Andrew Feinberg entdeckten Risiko-Marker für Darmkrebs erworben hat.

Dieser Marker wurde bereits in der Zeitschrift Science, Ausgabe vom 14. März 2003, ausführlich beschrieben. Bei Personen, die schon einmal an Darmkrebs erkrankten, lässt sich der Marker mit Hilfe eines einfachen Tests in einer Blutprobe 20-mal häufiger nachweisen als in normalen Individuen. Bei Personen, in deren Familien es eine Häufung von Darmkrebserkrankungen gibt, kann der Risiko-Marker etwa 5-mal häufiger nachgewiesen werden als in normalen Individuen. Epigenomics und die Johns Hopkins University haben vor, den Marker noch eingehender zu untersuchen und einen Test für das Vorhandensein des Markers auf Grundlage von Epigenomics' eigenen DNA-Methylierungstechnologien zu entwickeln. Dadurch würde in vielen Fällen eine für Patienten unangenehme Darmspiegelung vermieden werden können. Identifizierte Patienten könnten dank des Tests ermutigt werden, regelmäßig an Krebsvorsorge-Untersuchungen teilzunehmen.

Das Vorhandensein des Markers deutet auf einen Verlust des Imprintings (Erklärung s.u.) spezieller Gene hin. Dabei handelt es sich um einen natürlichen Mechanismus, der die Expression eines Gens in Abhängigkeit von seinem elterlichen Ursprung über die Methylierung spezifischer DNA-Abschnitte festlegt. DNA-Methylierungen fungieren als natürliche "Schalter", welche die Genexpression steuern und somit für verschiedene Ausprägungen in den Zellen verantwortlich sind, so auch die, die beispielsweise bei Krebs und anderen Krankheiten zu finden sind. Diese Methylierungsmuster erlauben eine frühzeitige Krebs-Diagnose und -Klassifizierung, sowohl in Gewebeproben als auch in Körperflüssigkeiten wie Serum oder Urin.

"Andrews Forschungsarbeiten an der Johns Hopkins University eröffnen ein neues Zeitalter in der Krankheitsdiagnose. Wie bereits in der Zeitschrift Science letzte Woche beschrieben, hat man erstmalig im Blut einen Risiko-Marker auf Basis eines Imprintingverlustes (Loss of Imprinting - LOI) gefunden, der mit einer speziellen Krebsart, in diesem Fall Darmkrebs, in Verbindung gebracht werden kann", erläutert Dr. Kurt Berlin, Direktor F&E von Epigenomics. "Wir hoffen, dass die Entwicklung eines auf DNA-Methylierungen basierenden Tests die Prädisposition von Patienten feststellen kann, an dieser häufigen Krebsform zu erkranken. So identifizierte Risikopatienten könnten dann regelmäßig an Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen. Sollte eine Krebsdiagnose erstellt werden, kann eine entsprechende Therapie rechtzeitig eingeleitet werden."

Wie bereits in der zuvor erwähnten Science-Veröffentlichung ("A commonly abnormal Epigenetic Marker associated with Famliy and Personal History of Colorectal Neoplasia", vol 299, Nummer 5613, S. 1753ff.) wird davon ausgegangen, dass der Imprintingverlust eines normalerweise geprägten Genlocus auf Chromosom 11 in engem Zusammenhang mit Darmkrebs steht. Dies ließ sich sowohl bei Patienten mit eigener Krankheitsgeschichte als auch bei familiär vorbelasteten Patienten feststellen. Der Verlust der Prägung an diesem Genlocus lässt sich in etwa 10% der US-amerikanischen Bevölkerung nachweisen. Künftige Studien sollen bestätigen, dass der Prägungsverlust des Genlocus' mit einem erhöhten Risiko korreliert, am Darmkrebs zu erkranken.

Hintergrund der genetischen Prägung

In allen Körperzellen befinden sich von jedem Gen zwei Kopien - eine stammt vom Vater und eine von der Mutter. Normalerweise werden die Informationen beider Gensätze verwendet, die Produkte der Zelle (zum Beispiel Hormone oder Proteine) herzustellen ("exprimieren"). Es ist jedoch festgestellt worden, dass die Expression bestimmter Gene in der Zelle davon abhängig ist, ob das Gen von der Mutter oder vom Vater stammt. Den Mechanismus, der festlegt, wie und welche Gene nach ihrem elterlichen Ursprung exprimiert werden, nennt man Imprinting/Prägung. Einer der dabei involvierten Mechanismen ist die DNA-Methylierung.

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