Entern mit "gezückter Waffe": Wie Grippeviren die Immunantwort ausschalten
Liedmann et al., Nature Communications
Erstmals machten die Forscher die in acht Segmente unterteilte spiralförmige Virus-Erbinformation lichtmikroskopisch sichtbar. "Wir identifizierten virale Proteine, die maßgeblich daran beteiligt sind, die Immunantwort der Zelle unmittelbar nach dem Eintritt des Viruspartikels zu unterbinden. Diese Funktion war bislang nicht bekannt", erklärt Swantje Liedmann vom Institut für Molekulare Virologie der Universität Münster, Erstautorin der im Online-Fachmagazin "Nature Communications" veröffentlichten Studie. Beteiligt sind unter anderem virale Proteine, die bekannt dafür waren, eine Rolle bei der Vermehrung des Erbgutes zu spielen.
Experten wissen schon länger, dass Grippeviren ein "NS 1" genanntes Protein besitzen, welches die Immunabwehr sehr effizient blockiert. "Wir haben uns gefragt, was der Sinn dahinter ist, dass es noch weitere Proteine für denselben Zweck gibt. Wir vermuten, dass 'NS 1' erst zu einem etwas späteren Zeitpunkt wirksam wird als die von uns beobachteten Proteine", so Swantje Liedmann.
Eine zentrale Rolle bei der Studie spielte das eingesetzte bildgebende Verfahren. Gemeinsam mit Wissenschaftlern aus Memphis, USA, setzten die Münsteraner eine hochauflösende Mikroskopiertechnik ein, die im CiM auch für andere Fragestellungen genutzt wird: die "STORM"-Technologie (die Abkürzung steht für "stochastic optical reconstruction microscopy"). Diese Fluoreszenzmikroskopie-Technik eröffnet viele Möglichkeiten, die Infektionsbiologie von Grippeviren und anderen Krankheitserregern weiter zu erforschen. "Vor allem die Lokalisierung von Virusbestandteilen in der Zelle sowie die Untersuchungen der Interaktion mit Bestandteilen der Zelle werden durch diese Technologie möglich", erklärt Swantje Liedmann.
Durch die genaue Klärung der Frage, wie Viren die Immunantwort ihrer Wirtszellen hemmen, erhoffen sich die Forscher in Zukunft auch Ansätze, um neue antiviralen Medikamente zu entwickeln.
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