Universitätsklinikum Freiburg koordiniert Schwerpunktprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft

In einem deutschlandweiten Forschungsverbund untersucht der Freiburger Hämato-Onkologe Michael Lübbert Veränderungen bei Leukämien

20.07.2009 - Deutschland

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat einen von der Medizinischen Klinik des Universitätsklinikums Freiburg und des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg koordinierten Verbundantrag für eines von nur 18 neuen „Schwerpunktprogrammen“ des Jahres 2009 zur Förderung bewilligt. In Freiburg war Prof. Dr. med. Michael Lübbert, Abteilung Hämatologie/Onkologie, federführend als Koordinator beteiligt, in Heidelberg der Epigenetiker Prof. Dr. med. Christoph Plass. 61 Verbundprojekte aus der ganzen Republik waren eingereicht worden. Diese Forschungsförderung ist besonders attraktiv, da sie, im Gegensatz zu „Sonderforschungsbereichen“ der DFG, die Kompetenz von Forschungsgruppen an verschiedenen Standorten in ganz Deutschland vernetzen kann und soll.

Das gemeinsam von Freiburg und Heidelberg konzipierte Projekt erhält für zunächst drei Jahre 6 Millionen Euro. Im Jahr 2010 werden die Projektgruppen ihre Arbeit aufnehmen

Das neue Schwerpunktprogramm zum Thema „Epigenetische Regulation der normalen Hämatopoese und ihre Störung bei myeloischen Neoplasien" untersucht den Zusammenhang zwischen gesunder Blutbildung und Erkrankungen des blutbildenden Systems mit dem Schwerpunkt Leukämiebiologie und Leukämietherapien. Dabei geht es vor allem um „epigenetische“ Veränderungen innerhalb von Zellen, also um Veränderungen, die im genetischen Code nicht festgelegt und somit in der fixierten, „starren" Information der DNA nicht enthalten sind. Sie steuern beispielsweise Ausreifung und Wachstum von Zellen oder deren Anpassung an Stresszustände. Erst in den letzten Jahren ist die umfassende Bedeutung der epigenetischen Mechanismen durch die Entwicklung neuer molekularbiologischer Methoden, die es erlauben, die epigenetischen Veränderungen zu messen, in der Fachwelt bekannt geworden.

Ziel des geförderten Projekts ist es, die bestehenden Forschungsaktivitäten im Feld der epigenetischen Therapie und der molekularen Mechanismen epigenetischer Genregulation zu bündeln und auf diese Weise möglichst schnell neue Therapieansätze voranzutreiben. „From the bench to the bedside – and back“ nennt die Forschung das gerne. So ist in dem bereits konstituierten interdisziplinären Netzwerk, verteilt über 19 Universitäten in neun Bundesländern, der Schweiz und Großbritannien, eine umfassende Expertise für die Untersuchungen epigenetischer Veränderungen in Leukämie- und Prä-Leukämiezellen vorhanden. Sie wird in der Untersuchung von Zelllinien und Tiermodellen sowie im Rahmen von klinischen Studien Anwendung finden. Mit sogenannten epigenetisch aktiven Substanzen, Medikamenten, die schon in der Behandlung von Prä-Leukämien und einer Form von malignem Lymphom eingesetzt werden, soll das gestörte Zellwachstum maligner Zellen durch „Reprogrammierung" kontrolliert werden. Dies ist ein therapeutischer Ansatz, der deutlich weniger Nebenwirkungen hat als die konventionelle Chemotherapie und gerade in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat, da die gute Verträglichkeit eine Behandlung auch älterer Patienten erlaubt.

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