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Psychiatrische Krise



Psychische Störungen, körperliche Krankheiten oder schwerwiegende Lebensumstände können Störungen der Stimmung (des Gefühlslebens), des Denkens, des Verhaltens und der sozialen Beziehungen hervorrufen. Häufig kann der Betroffene diese krisenhaft auftretende Veränderung „Lebenskrise“ nicht allein bewältigen, sondern braucht Hilfe von außen. Diese Hilfe kann (lebens-)notwendig werden, wenn der Betroffene sich selbst oder andere gefährdet.

Psychiatrische Notfälle werden (vergröbert betrachtet) im folgenden als krankhafte Zustände besprochen, die sich zum Teil überlagern, auch gleichzeitig auftreten können und deshalb in einem engen Zusammenhang stehen. Das sind

Inhaltsverzeichnis

Symptome und Beschwerden

Angstzustände

Der Betroffene ist auffallend unruhig und erregt, leidet unter dem Gefühl von Panik, äußert Todesangst bzw. Angst davor "verrückt" zu werden. Häufig kommt es zu Hyperventilation, zu Schwitzen und Zittern, Benommenheit und Schwindel, Herzklopfen und "Herzjagen". Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Harndrang sind möglich.

Erregungszustände

Der Betroffene leidet unter motorischer Unruhe, "Umtriebigkeit" (läuft zum Beispiel pausenlos herum, spricht und schreit ständig) sowie Enthemmung. Aggressivität und Gereiztheit bis zur Tobsucht (evtl. auch aus scheinbarer Ruhe heraus) können hinzukommen. Manchmal sind die Betroffenen misstrauisch, neigen zu Wahnvorstellungen und Halluzinationen. Gegebenenfalls sind auch Verwirrtheit, Unfähgkeit zur Kontaktaufnahme und Angst bis zur Todesangst möglich.

Zustände der Reglosigkeit

Sichtbar sind besonders die auffällige Bewegungsstarre (eingeschränkte Psychomotorik), die sehr spärliche oder fehlende Mimik (evtl. wirkt ein Gesichtsausdruck wie eingefroren) und die ausgeprägte Teilnahmslosigkeit des Betroffenen, dessen Möglichkeit zur Kontaktaufnahme spärlich ist oder ganz fehlt.

Zustände der Verzweiflung mit Suizidgefahr

Die Grundstimmung des Betroffenen ist traurig, fehlende affektive Schwingungsmöglichkeit und Teilnahmslosigkeit ("ich kann mich über nichts freuen"). Die Gleichgültigkeit äußert sich evtl. in bisher nicht üblicher Ungepflegtheit oder Unordentlichkeit. Der Betroffene fühlt sich häufig überfordert ("ich schaffe meine Arbeit nicht mehr, mir ist alles zuviel"). Angst, Verzweiflung, "innere Leere" ("niemand liebt mich, niemand braucht mich") und Äußerungen von Suizidabsichten oder Todessehnsucht und Angabe von Schuldgefühlen ("ich habe alles falsch gemacht") können dazukommen.

Verwirrtheitszustände

Der Betroffene hat Schwierigkeiten, sich zu orientieren und ist unfähig, sich geordnet zu unterhalten ("Gedankenflucht") oder sich zu konzentrieren. Evtl. ist die Sprache schlecht verständlich oder zusammenhanglos. Störungen von Gedächtnis und Merkfähigkeit, Unruhe und Umtriebigkeit kommen dazu.

Rauschzustände

Unter Rauschzustände fallen verschiedenste Symptome sämtlicher in diesem Kapitel beschriebenen psychiatrischen Zustandsbilder. Der Betroffene ist teilweise euphorisch und übertrieben fröhlich, Sprach- und Bewegungsstörungen, evtl. "Alkoholfahne", sehr enge oder sehr weite Pupillen. Wichtig sind Hinweise aus dem Umfeld des Betroffenen, zum Beispiel leere Alkoholflaschen oder Spritzbestecke.

Sonderfall Hyperventilation

Ein Sonderfall der psychiatrischen Krise ist die Hyperventilation, wobei die Atmung beschleunigt ist und die Hände die so genannte "Pfötchenstellung" einnehmen. Der Betroffene verspürt ein Kribbeln in den Armen, die Muskeln verkrampfen sich. In manchen Fällen kommt es zur Bewusstlosigkeit.

Folgen und Komplikationen

Besonders bei Erregungszuständen, aber auch bei Verwirrtheits- und Rauschzuständen kann sich die Bedrohung auch gegen den Helfer und die übrigen Mitmenschen richten. Angstzustände und Verzweiflung können zu selbstzerstörerischem Verhalten führen.

Zustände der Reglosigkeit wirken oft relativ undramatisch und werden daher von den Mitmenschen oft nicht erkannt oder verkannt. Lebensgefährlich können katatone Zustände sein, so zum Beispiel der katatone Stupor.

Sowohl bei Verzweiflungszuständen, als auch bei Angst und bei Zuständen der Reglosigkeit können mangelndes Feingefühl und Vorwürfe ("Reiß' dich doch zusammen!" oder "Ist doch alles nicht so schlimm!") den Zustand verschlechtern, weil sich der Betroffene nicht ernst genommen fühlt.

Bei der Hyperventilation kommt es zur Tetanie (Hyperventilationstetanie), wobei sich Arme und Hände in "Pfötchenstellung" verkrampfen. Auch kurzzeitige Bewusstlosigkeit ist möglich.

Ursachen

Ursachen für eine psychiatrische Krise sind beispielsweise

Maßnahmen und Hilfsleistungen

Es ist nicht die Aufgabe des Ersthelfers, psychiatrische Störungsbilder bestimmten Krankheiten zuzuordnen.

  • Eigenschutz beachten, d. h., sich zum Beispiel gegen körperliche Übergriffe zu schützen.
  • Notruf absetzen, d. h., Feuerwehr, Rettungsdienst oder ggf. Polizei anrufen.
  • Den Betroffenen abschirmen, d. h., eine ruhige Umgebung schaffen, Unbeteiligte fortschicken, jedoch Vertrauenspersonen des Kranken dabehalten
  • Bei verwirrten Patienten "Stolpersteine" wie zum Beispiel herum stehende Stühle oder Kisten aus dem Weg räumen, Unebenheiten des Fußbodens beseitigen
  • Helfen kann es unter Umständen, wenn sie mit den Grundregeln der Krisenkommunikation vertraut sind.
  • Gesprächskontakt aufbauen, freundlich und ruhig sprechen, Verständnis zeigen; versuchen, nicht-direktiv nach seelischen Problemen zu fragen; die Äußerungen des Betroffenen nicht werten; auf evtl. Beschimpfungen oder Beleidigungen gelassen reagieren; jede Äußerung unterlassen, die den Betroffenen zusätzlich reizen könnte. Eventuell Lösungsvorschläge für die Situation anbieten.
  • Besonders bei Verwirrten körperlichen Kontakt herstellen, beispielsweise über Berührungen, die Hand reichen etc.
  • An körperliche Ursachen, wie etwa Atemnot, Herzinfarkt, Schlaganfall, Vergiftung, Epilepsie, Gehirn-Verletzungen, Demenz oder Drogen- bzw. Alkoholeinfluss denken!
  • Die Probleme des Betroffenen ernst nehmen und ihm keine Vorwürfe machen!
  • Bei der Hyperventilation den Betroffenen beruhigen. Außerdem sollte der Betroffene mehrere Male in eine Tüte oder Ähnliches hineinatmen.

Hilfsmöglichkeiten können folgende Dienste aufzählen: Telefonseelsorge Deutschland, telefonische Krisendienste (z.B. in Berlin), Nightline (Telefon).

Siehe auch

Bitte beachten Sie den Hinweis zu Gesundheitsthemen!
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Psychiatrische_Krise aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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