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Tic



Der Tic (franz. das Zucken der Glieder, der Tick im Sinne von wunderliche Angewohnheit) bezeichnet eine rasche, unwillkürliche, unregelmäßig wiederkehrende motorische Entladung in einzelnen Muskeln oder Muskelgruppen. Auffallend wird ein Tic durch teilweise heftige körperliche Bewegungen oder Lautäußerungen.

Inhaltsverzeichnis

Symptome

Man unterscheidet die primäre, idiopathische Ticstörung (Ursache noch unbekannt) von der sekundären, symptomatischen Ticstörung (Ursache bekannt). Nach Ausprägungs- und Schweregrad werden vier Subgruppen von Tics, die besonders im Kopf- und Schulterbereich auftreten, unterschieden:

  • Einfache motorische Tics (z. B. Stirnrunzeln, Augenblinzeln, ruckartiges Kopfbewegen, Hochziehen der Augenbrauen, Schulterzucken, Grimassieren),
  • Einfache vokale Tics (Räuspern, mit der Zunge schnalzen, Hüsteln, Schmatzen, Grunzen),
  • Komplexe motorische Tics (beispielsweise Springen, Berühren anderer Leute oder Gegenstände, Körperverdrehungen, Kopropraxie (Ausführung obszöner Gesten), selbstverletzendes Verhalten,
  • Komplexe vokale Tics (wie das Herausschleudern von zusammenhangslosen Wörtern und kurzen Sätzen, Koprolalie (das Ausstoßen obszöner Worte), Echolalie (Wiederholung von gehörten Lauten und Wortfetzen), Palilalie (Wiederholung von gerade selbst gesprochenen Worten)).

Vokale Tics unterscheiden sich von motorischen Tics dadurch, dass dabei Muskelgruppen beteiligt sind, die zur Vokalisation beitragen (z. B. Zwerchfell, Zunge, Rachenmuskeln usw.). Während einfache motorische und vokale Tics meistens schnell ablaufen und unbeabsichtigt wirken, können komplexe Tics durch ihren teils langsameren, strukturierteren Ablauf oft willkürlich erscheinen. Man kann zwar einen Tic – ähnlich dem Schluckauf – über einen kurzen Zeitraum hinweg unterdrücken, ihn sich aber nicht abgewöhnen. Der Tic-Patient kann sowohl den Zeitpunkt des Auftretens als auch den des Verschwindens eines Tics nicht kontrollieren. Tics beginnen zumeist im Alter von sieben bis zwölf Jahren mehrheitlich bei Jungen. Bei leichteren Verlaufsformen hören die Tics in der Regel zu Beginn des Erwachsenenalters auf. Bei schwereren Verlaufsformen bleiben die Symptome auch im Erwachsenenalter bestehen, oft jedoch in abgeschwächter Form. Die schwerste und deshalb eindrücklichste Verlaufsform wird auch nach dem Erstbeschreiber, dem französischen Neurologen Georges Gilles de la Tourette als sogenanntes Tourette-Syndrom bezeichnet.

Differentialdiagnose

Für eine Diagnose müssen die auftretenden Tics gegen andere Formen rascher unwillkürlicher Bewegungsstörungen (Hyperkinesen wie Chorea minor oder Athetose) abgegrenzt werden. Weiterhin dürfen die Tics nicht durch andere motorische Stereotypien und Jaktationen besser erklärbar sein. Weiterhin sind sie abzugrenzen von der Zwangsstörung, da die Tics deutlich stereotyper und monotoner ablaufen als bei den Symptomen der Zwangsstörung.

Ursachen

Die genaue Ursache der Entstehung der häufigsten, primären Ticstörung ist bis heute nicht bekannt. Es wird eine hereditäre Störung in den Basalganglien angenommen. Seltener sind organische Tics als Folge einer generellen Hirnschädigung (z. B. Enzephalitis) oder einer Läsion der Basalganglien (des striato-pallidären Systems). Zunehmend wird die striatofrontale Dysfunktion für die Entstehung von Tics verantwortlich gemacht, was erklären würde, dass die Tic-Störung eine häufige Komorbidität von ADHS darstellt.

Sonderform

Als Sonderformen mit anderer Ursache gilt der Tic douloureux (franz. der schmerzhafte Tic): ein kurzer, heftiger und sich oft wiederholender Schmerzanfall mit Gesichtszuckungen bei Trigeminusneuralgie.

Therapie

Je nach Schweregrad der Tic-Störung stehen verschiedene Therapieansätze zur Verfügung. Bei geringgradiger Beeinträchtigung können neben einer umfassenden Aufklärung und Beratung der Bezugspersonen (bei betroffenen Kindern v.a. Eltern und Lehrpersonal) die Psychotherapie und Verhaltenstherapie gute Erfolge erzielen. Eine pharmakologische Behandlung ist indiziert bei lang anhaltender Symptomatik (> 12 Monate), vokalen Tics, psychiatrischen Begleiterkrankungen und dem Vollbild des Gilles-de-la-Tourette-Syndroms. Mittel der Wahl sind hochpotente Neuroleptika aus der Klasse der Dopamin-Rezeptor-Blocker (z.B. Tiaprid, Pimozid, Haloperidol) sowie bei entsprechender Begleitsymptomatik Antidepressiva (v.a. selektive Serotonin-Reuptake-Inhibitoren).[1].

Quellen

  1. Steinhausen "Psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen", Urban&Fischer, 5.Auflage 2002.

Siehe auch

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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Tic aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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