Granatapfel bei schwer therapierbarem Prostatakrebs

Prostatakrebszellen werden gegen klassische Hormonentzugstherapien resistent

04.08.2008

Prostatakrebs ist mit 58.600 Neuerkrankungen pro Jahr mit Abstand die häufigste Krebserkrankung bei Männern in der Bundesrepublik. Jährlich sterben etwa 12.000 Männer daran (DKFZ Heidelberg). Der Prostatakrebs wächst in Abhängigkeit der männlichen Sexualhormone (Androgene). Klassischerweise werden Prostatakarzinome deshalb neben chirurgischer, Chemo- und Strahlentherapie durch Hormonentzug behandelt.

Allerdings verliert die Hormonblockade nach einigen Jahren ihre Wirkung, weil sich die Krebszellen an die geringen Hormonspiegel anpassen: Zum einen bilden sie verstärkt Androgenrezeptoren, um auch auf geringste zirkulierende Hormonmengen mit Tumorwachstum zu reagieren. Wie sich jüngst in einer Studie zeigte, synthetisieren sie zudem aus Cholesterin ihre "eigenen" Androgene und versorgen sich somit selbst (Montgomery et al., 2008). In diesem hormon-unabhängigem Stadium, auch als hormonrefraktär bezeichnet, gilt der Tumor als unheilbar: er breitet sich besonders schnell aus und bildet Metastasen.

Neuste Forschungsergebnisse, die ältere Studien bestätigen und ergänzen, belegen, dass Granatapfel diesen Anpassungsmechanismen der Prostatakrebszelle entgegen wirkt: Die besonderen Pflanzenstoffe des Granatapfels, so genannte Polyphenole, drosseln in der Krebszelle die Bildung der Androgenrezeptoren und der Synthese-Enzyme für die Androgen-Bildung aus Cholesterin (Hong et al., 2008). Außerdem senken Granatapfel-Polyphenole die Cholesterinspiegel im Blut (Esmaillzadeh et al., 2006) und in der Zelle (Fuhrmann et al., 2005) und rauben damit den Krebszellen den Ausgangsstoff für ihre Hormonsynthese. Die präklinische Studienlage zeigt, dass Granatapfelpolyphenole eine sinnvolle Ergänzung zur Hormonentzugstherapie sein können und auch im hormonrefraktären Stadium wirksam sind. Der letztliche Beweis kann jedoch nur in klinischen Studien erbracht werden.

Im Dschungel der Ernährungsempfehlungen und widersprüchlichen Studienergebnisse für Prostatakrebs ist der Granatapfel die Frucht mit der besten Studienevidenz. Neben einer großen Anzahl positiver präklinischer Studien bewährte sich die Prostata-Frucht bereits bei Prostatakrebspatienten, die nach einer Primärtherapie wieder ein Fortschreiten der Krebserkrankung hatten: In einer aufsehenerregenden klinischen Langzeit-Studie (Pantuck et al., 2006) verlängerte der tägliche Verzehr von 1 Glas Granatapfelsaft den Zeitraum, in dem sich der Spiegel des Prostata-spezifischen Antigens (PSA), einem wichtigen Verlaufsmarker beim Prostatakarzinom, verdoppelte, von durchschnittlich 15 auf 55 Monate - die fast vierfache Zeit. Dies stellt für viele Prostatakrebs-Patienten ein Gewinn an wertvollen zusätzlichen Lebensjahren dar. Die Studie wird derzeit unter Beteiligung des National Cancer Instituts in verschiedenen Krebszentren in den USA als Phase-3-Studie fortgeführt. Die Ergebnisse dieser Fortsetzung sind 2010 zu erwarten.

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