Bundesministerin eröffnet Kompetenznetzwerk "Genomforschung an Bakterien"
Fördermittel von 10,2 Millionen Euro - Bundesweit nur drei Forschungseinrichtungen dieser Art
29.01.2002
(pug) Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn, wird am Freitag, 1. Februar 2002, an der Universität Göttingen das
Kompetenznetzwerk Genomforschung an Mikroorganismen, eines von bundesweit drei Wissenschaftskooperationen dieser Art, eröffnen. An
dem Netzwerk sind 22 Arbeitsgruppen aus 14 Forschungseinrichtungen sowie fünf Partner aus der Industrie beteiligt. Sie arbeiten an der
Entschlüsselung genetischer Informationen von ausgewählten Bakterien, um sie für industrielle Produktionsverfahren und umweltschonende
Technologien nutzbar zu machen. Die Koordination der Forschungsarbeiten, die das Bulmahn-Ministerium für einen Zeitraum von drei Jahren
mit bis zu 10,2 Millionen Euro fördert, liegt beim Göttinger Institut für Mikrobiologie und Genetik. Zur Eröffnung des Kompetenznetzwerkes
wird auch der Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, Thomas Oppermann, erwartet. Das Land hatte Fördermittel für den
Aufbau eines Laboratoriums für Genomanalyse an der Georg-August-Universität zur Verfügung gestellt und damit die Genomforschung am
Institut für Mikrobiologie und Genetik in Gang gesetzt. Universitäts-Präsident Prof. Dr. Horst Kern: "Das Zusammenführen
wissenschaftlicher Spitzenforschung in diesem neuen Göttinger Zentrum wird international Ausstrahlung auf Entwicklungen in den
Biowissenschaften haben."
Ziel der Forschungsarbeiten im Göttinger "Kompetenznetzwerk Genomforschung an Bakterien für die Analyse der Biodiversität und die
Nutzung zur Entwicklung neuer Produktionsverfahren" ist es, die komplette Sequenz von Genomen möglichst vieler Bakterienarten zu
ermitteln. Unter Genom versteht man dabei die Gesamtheit der Gene einer bestimmten Organismenart. "Es ist also die Bestimmung der
Abfolge von Millionen von Buchstaben in der DNA notwendig, damit alle diese Gene erkannt werden können", so Prof. Dr. Gerhard
Gottschalk. Für den Göttinger Wissenschaftler vom Institut für Mikrobiologie und Genetik, der für die Koordination der Arbeiten im Netzwerk
verantwortlich ist, sind vor allem die Gene von Interesse, deren Funktionen bislang unbekannt sind. Der Mikrobiologe: "Bakterien verfügen
über sehr differenzierte Stoffwechselfähigkeiten, selbst unter extremen Lebensbedingungen. Jede Entschlüsselung mikrobieller Genome mit
Hilfe der funktionellen Genomanalyse macht uns Gene zugänglich, aus denen sich Erkenntnisse über die Umsetzung chemischer
Verbindungen oder neuartige Reaktionsmechanismen ziehen lassen."
Dieses Wissen ist nach Angaben von Prof. Gottschalk auch für die Anwendung in der Praxis von besonderer Bedeutung. "Auf der Grundlage
eines entschlüsselten Bakteriengenoms können Gene gezielt verändert und damit Stoffwechselflüsse in eine andere Richtung gesteuert
werden. So lassen sich neuartige Produktionsorganismen für die Industrie konstruieren." Ein weiterer Anwendungsbereich bietet sich in der
Medizin mit der Herstellung pharmazeutischer Produkte. So gehören zu den Partnern aus der Wirtschaft, die im Kompetenznetzwerk
mitarbeiten, die Unternehmen BASF, Henkel, Celanese, Silantes und Bayer. Wie der Göttinger Wissenschaftler weiter erläutert, werden die
Forschungsergebnisse aber auch neue Einblicke bieten in die Zusammenhänge bakterieller Lebensgemeinschaften in sogenannten Biofilmen.
Prof. Gottschalk: "Sie werden von hohem Wert sein, wenn wir die natürlichen Bakterien verstärkt einsetzen müssen, um schädlichen
Veränderungen unserer Umwelt Einhalt zu gebieten."
Prof. Gottschalk, der seit 1970 an der Universität Göttingen lehrt und forscht und unter anderem Präsident der Göttinger Akademie der
Wissenschaften war, wird die Aufgaben des "Kompetenznetzwerkes Genomforschung an Bakterien für die Analyse der Biodiversität und die
Nutzung zur Entwicklung neuer Produktionsverfahren" während der Eröffnungsveranstaltung vorstellen. Neben Bundesforschungsministerin
Bulmahn und dem niedersächsischen Wissenschaftminister Oppermann wird auch der Wissenschaftliche Geschäftsführer der Gesellschaft
für Biotechnologische Forschung (GBF) in Braunschweig, Prof. Dr. Rudi Balling, an dem Festakt teilnehmen.
Meistgelesene News
Themen
Genomforschung
Bakterien
Silantes
Mikroorganismen
Mikrobiologie
Medizin
Henkel
Genetik
Celanese
Biodiversität
Bayer
BASF
Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft
Holen Sie sich die Life-Science-Branche in Ihren Posteingang
Ab sofort nichts mehr verpassen: Unser Newsletter für Biotechnologie, Pharma und Life Sciences bringt Sie jeden Dienstag und Donnerstag auf den neuesten Stand. Aktuelle Branchen-News, Produkt-Highlights und Innovationen - kompakt und verständlich in Ihrem Posteingang. Von uns recherchiert, damit Sie es nicht tun müssen.