Deutsche Biotechnologie-Branche hat neuen Reifegrad erreicht

06.06.2007

Die deutsche Biotechnologie hat im Jahr 2006 einen neuen Reifegrad erreicht: Sowohl die Beschäftigtenzahlen als auch die Umsätze sind im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. Das geht aus der neuesten Biotechnologie-Firmenumfrage hervor, die die Informationsplattform biotechnologie.de im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Frühjahr dieses Jahres durchgeführt hat und deren Ergebnisse jetzt erschienen sind. "Die aktuellen Zahlen belegen, dass die Biotech-Unternehmen zunehmend wirtschaftlich nachhaltige Strukturen entwickeln", sagt Dr. Boris Mannhardt, Projektleiter von biotechnologie.de.

Die Daten wurden im Rahmen der Umfrage nach den international festgelegten Leitlinien der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erhoben und bieten einen umfassenden, international vergleichbaren Überblick zur wirtschaftlichen Lage deutscher Biotech-Unternehmen. Insgesamt sind 609 Unternehmen befragt worden, von denen 89% (539) zu einer Antwort bereit waren.

Nach Angaben der Umfrage hat sich die Zahl an Unternehmen, die sich in Deutschland hauptsächlich mit Biotechnologie beschäftigen, bei rund 500 stabilisiert. Bei ihnen konnte ein Zuwachs an Mitarbeitern um neun Prozent auf 14.100 verzeichnet werden. Die Bedeutung der Biotechnologie wächst aber offensichtlich auch in solchen Unternehmen, bei denen diese Technologie nur einen Teil des Geschäftes ausmacht. Die Umfrage identifzierte insgesamt 56 solcher Firmen, zu denen insbesondere Pharma und Chemiekonzerne sowie Saatguthersteller zählen. Hier stiegen die Beschäftigungszahlen im Biotechnologiebereich im Vergleich zum Vorjahr sogar um 36% auf rund 15.000. Damit waren im Jahr 2006 insgesamt rund 29.000 Personen in der kommerziellen Biotechnologie tätig, das sind 22% mehr als im Vorjahr. "Diese Daten zeigen, dass die Biotechnologie wie auch andere neue Technologien insbesondere für hochqualifizierte Akademiker einen wichtigen Beitrag zur Beschäftigungsentwicklung leisten kann", kommentiert der Parlamentarische Staatssekretär des BMBF Thomas Rachel.

Dominiert wird die deutsche Biotechlandschaft nach wie vor von kleinen und mittleren Unternehmen. Etwa 86% beschäftigen weniger als 50 Mitarbeiter. Allerdings gibt es kleinen Kern an Firmen, die beständig wachsen und einen zunehmenden Reifegrad zeigen. So können inzwischen knapp 14% der Unternehmen (65) mehr als 50 Mitarbeiter vorweisen. Inhaltlich stellt die "rote" Biotechnologie den wichtigsten Sektor innerhalb der deutschen Biotechnolologie dar: 221 Unternehmen (44,8%) entwickeln neue Medikamente oder diagnostische Tests, wobei 24 von diesen Firmen ProduktKandidaten in klinischen Studien testen. Eine zweite große Gruppe an Unternehmen ist wiederum keinem speziellen Feld zuzuorden: 195 Firmen (40%) erbringen ausschließlich oder überwiegend Dienstleistungen für andere Biotech-Firmen oder sind als Zulieferer für diese tätig. Auch reine Auftragsproduzenten von biologischen Molekülen ohne eigene Entwicklungsaktivitäten wurden zu dieser Kategorie gezählt. Darüber hinaus sind 36 Firmen (7%) in der industriellen ("weißen") Biotechnologie sowie 28 Firmen (6%) in der Landwirtschaft aktiv ("grüne" Biotechnologie).

Alle Unternehmen zusammen haben im Jahr 2006 einen Umsatz von rund 1,8 Milliarden Euro erwirtschaftet. Dies entspricht einem Zuwachs von 14%. Noch stärker stiegen die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung. Die Unternehmen investierten 2006 insgesamt über 970 Mio. Euro in ihre Aktivitäten, 36% mehr als noch 2005. Ein Drittel der Unternehmen hat zudem privates Geld von Wagniskapitalgebern erhalten, insgesamt sieben Unternehmen wurden neu an der Wertpapierbörse gelistet. "Die deutsche Biotechnologie wird offenbar immer interessanter für Investoren, darauf deuten auch die positiven Entwicklungen in den ersten Monaten dieses Jahres hin", betont Mannhardt. Gelder aus öffentlichen Quellen spielen hingegen zunehmend eine untergeordnete Rolle. Insgesamt 176 Unternehmen haben im Jahr 2006 Fördermittel in Höhe von 56 Millionen Euro erhalten, dies entspricht einem Anteil von 10% an der gesamten Außenfinanzierung der Firmen und liegt auf ähnlichem Niveau wie im Jahr 2005 (50 Millionen Euro).

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