Richtungsweisende Erkenntnisse in der Erforschung von "Gentaxis" in der
Gentherapie
und herausragende Leistungen bei der Entwicklung neuer Arzneistoff-Transportsysteme zur Prävention und Therapie chronisch
entzündlicher Darmerkrankungen
Gleich zwei Auszeichnungen erhält die Forschergruppe um Professor Claus-Michael Lehr, der an der Universität des Saarlandes den
Lehrstuhl für
Biopharmazie und Pharmazeutische Technologie innehat:
Pharmazie-Wissenschaftspreis 2001
Einen der Hauptpreise auf dem Gebiet der
Pharmazie werden Professor Lehr und sein akademischer Mitarbeiter Dr. Carsten Kneuer am 23.
November im Rahmen eines Festaktes an der Freien Universität Berlin entgegennehmen: Der
Phoenix Pharmazie-Wissenschaftspreis, der
jährlich von der Phoenix AG in
Deutschland, Österreich und der
Schweiz ausgeschrieben wird, würdigt hervorragende und innovative
wissenschaftliche Arbeiten. Auch im letzten Jahr ging dieser Preis an die Saar-Universität: Ausgezeichnet wurde damals die Arbeitsgruppe
um Prof. Rolf W. Hartmann für eine neue Behandlungsmethode gegen Prostatatumoren.
In diesem Jahr vergibt die Phoenix AG den Wissenschaftspreis in der Disziplin Pharmazeutische Technologie an die Universität des
Saarlandes, genauer: für die Erforschung einer neuen Plattform-Technologie in der Gentherapie. Dr. Carsten Kneuer, der über diese
Thematik an der Saar-Universität seine Dissertation angefertigt hat, ist erster Autor der prämierten Veröffentlichung. Diese am Lehrstuhl von
Professor Lehr in Zusammenarbeit mit dem benachbarten Institut für Neue Materialien (INM) entstandene Arbeit beschreibt eine neue
Methode zum Einsatz von "Gen-Taxis" als Wirkstoff-Transportmittel bei der Gentherapie. Unter einer Gentherapie versteht man die
kontrollierte Einschleusung von zusätzlichen Genen oder DNA-Sequenzen in den erkrankten Organismus, ohne dass dabei die Keimzellen und
damit die Nachkommenschaft genetisch verändert wird. Die eingeführte DNA dient also praktisch als eine neue Art von Wirkstoff. Es wird
die natürliche Fähigkeit der Körperzellen genutzt, die Information von der DNA-Sequenz abzulesen und die darin verschlüsselten
Proteine zu
produzieren. Momentan wird in mehr als 100 klinischen Studien versucht, dieses Prinzip sowohl zu Behandlung erblicher Krankheiten, als
auch Tumoren,
Herz-Kreislauf-Erkrankungen und zum Zweck der Immunisierung nutzbringend anzuwenden.
Wie jedoch festgestellt werden musste, besteht in dem
Transport des Wirkstoffes DNA an den gewünschten Ort im Körper des Patienten eine
erhebliche Herausforderung. Die DNA ist vom pharmazeutischen Standpunkt aus ein sehr schwierig zu handhabendes Molekül. Dies liegt
insbesondere an dessen außergewöhnlicher Größe, der starken Ladung sowie der hohen Empfindlichkeit. Die momentan zur Verfügung
stehenden Transport-Vehikel für die DNA basieren entweder auf gentechnisch veränderten
Viren oder auf synthetischen Materialien wie vor
allem Lipiden. Jedoch sind diese Technologien insbesondere in Hinsicht auf die Sicherheit und die Effizienz noch nicht ausreichend.
Die Saarbrücker Forschergruppe hat hier einen neuen Ansatz gewählt: Sie setzen chemisch modifizierte Silikat-
Nanopartikel ein, die kleiner
als 200 millionstel Millimeter sind. Diese Partikel haben den Vorteil, dass sie die Stoffwechselvorgänge der
Zellen praktisch nicht
beeinträchtigen und unverändert wieder ausgeschieden werden können. Die DNA-Sequenzen bleiben aufgrund von elektrostatischen Kräften
an diesen "Gen-Taxis" haften, die Ihren Weg dann in Richtung Zellkern aufnehmen, wo sie den transportierten Wirkstoff DNA abliefern.
Carl-Wilhelm-Scheele-Preis 2001
Ein zweiter Preis ging Anfang Oktober an die Arbeitsgruppe Lehr: Für überdurchschnittliche Leistungen im Rahmen der mit "summa cum
laude" bewerteten Dissertation hat die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft bei ihrer Jahrestagung in Halle Dr. Alf Lamprecht den
Carl-Wilhelm-Scheele-Preis 2001 verliehen.