Neuartiges Krebsmedikament dank langfristiger Grundlagenforschung

Neues Krebstherapeutikum der Firma Pfizer, beruht auf Forschungsergebnissen aus dem Max-Planck-Institut für Biochemie

10.02.2006

Zum ersten Mal wurde jetzt von der food and Drug Administration (FDA) in den USA ein Medikament zugelassen, das gleichzeitig für die Behandlung von zwei Krebsarten - dem fortgeschrittenen Nierenzellkarzinom sowie bei gastrointestinalen Stromatumoren (GIST, eine seltene Form von Magen-/Darmkrebs) nach Versagen oder Unverträglichkeit der Standardtherapie - genehmigt wurde.

SUTENT® beruht auf Forschungsarbeiten von Max-Planck-Wissenschaftlern: Der Krebsforscher Professor Axel Ullrich, Direktor am Max-Planck-Institut (MPI) für Biochemie in Martinsried, konnte bereits zu Beginn der 1990er-Jahre mit seinen Kollegen nachweisen, dass sich das Wachstum von experimentellen Tumoren verlangsamt und Tumorgewebe schrumpft, wenn man das den Tumor umgebende Blutgefäßsystem und damit seine Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff hemmt. Auf diesem Grundprinzip aufbauend entstand das jetzt in Amerika neu zugelassene Therapeutikum SUTENT®, das auf dem Wirkstoff Sunitinib beruht. Seine Markteinführung in Deutschland wird noch in diesem Jahr erwartet.

Zellen können durch Wachstumsfaktoren, die an spezifische Rezeptoren an der Zelloberfläche binden, dazu veranlasst werden, sich zu vermehren und bestimmte Gewebe wie etwa Blutgefäße zu bilden. Tyrosinkinasen stehen dabei im Zentrum der Rezeptorforschung. Sie sorgen dafür, dass das aufgenommene Signal über eine lange Signalkaskade in den Zellkern weitergeleitet wird und dort die Zellteilung und Vermehrung der Zelle in Gang setzt. Diese Signalkaskaden sind unbedingt notwendig, damit sich während der Entwicklung von Organismen die verschiedenen Gewebe ausbilden, wie Blutgefäße, Nervengewebe, Bindegewebe etc.

Bei Krebserkrankungen sind häufig diese Signalkaskaden in den Tumorzellen gestört und deshalb Gegenstand der Krebsforschung. Gelingt es etwa, die Rezeptoren auf der Zelloberfläche von Tumorzellen oder die Wachstumsfaktoren zu blockieren, so können daraus zielgerichtete Therapeutika gegen Krebserkrankungen entwickelt werden. Dem Martinsrieder Krebsforscher Axel Ullrich war es bereits in den 1980er-Jahren gelungen, mit Kollegen aus den USA und Israel die Struktur und Funktion eines Rezeptors für den Wachstumsfaktor EGF (epidermal growth factor) aufzuklären. Seither stehen Tyrosinkinasen und verschiedene Wachstumsfaktoren im Zentrum der Erforschung und Entwicklung von Tumortherapeutika.

1991 hatte Ullrich - gemeinsam mit der New York University - die Firma SUGEN Inc. in Kalifornien gegründet, die erste Ausgründung eines Biotechnologie-Unternehmens aus der Max-Planck-Gesellschaft. SUGEN Inc. entwickelte dann jene chemischen Substanzen, die den Rezeptor Flk-1/VEGFR2 auf Endothelzellen blockieren. Da die SUGEN Inc. Ende der 1990er-Jahre von Pharmacia übernommen wurde und diese ab 2003 an Pfizer überging, wurden die Wirkstoffentwicklungen bei Pfizer weiterverfolgt. Das jetzt auf den Markt gebrachte SUTENT® (Wirkstoffname Sunitinib) ist ein multi-spezifischer Tyrosinkinase-Hemmer, der nicht nur die Bildung von Blutgefäßen in Tumoren, sondern noch weitere krankheitsrelevante Enzyme im Signalnetzwerk der Tumorzellen hemmt.

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