Vogelgrippevirus H5N1bei Schweinen aufgetaucht

WHO: langer Kampf gegen Virus

23.08.2004

Peking/Manila (dpa) - Das aggressive Vogelgrippevirus H5N1 ist in China bei Schweinen festgestellt worden. Das berichteten chinesische Veterinäre am Freitag auf einer Konferenz zu Vogelgrippe und Sars in Peking. Schweine können sich gleichzeitig mit Menschen- und Vogelgrippeviren infizieren und gelten daher als «Mischgefäß» von beiden. Experten befürchten, das ein Mischvirus eine weltweite schwere Grippewelle auslösen könnte. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf reagierte abwartend. Notwendig sei aber eine «weiträumige Überwachung» der Situation.

«Es ist nicht ungewöhnlich, dass Schweine die Vogelviren aufnehmen», sagte der Chefvirologe des Hamburger Bernhard-Nocht- Instituts für Tropenmedizin, Prof. Herbert Schmitz, der «Berliner Morgenpost» (Samstag). Die Gefahr liege jedoch darin, dass sich genetisches Material von Vogel- und Menschenviren zu einem neuen Virustyp vereinigen könnten, der dann - anders als der Erreger H5N1 - möglicherweise auch von Mensch zu Mensch weitergegeben werden könnte. «Der Nachweis der Vogelviren in Schweinen kann ein Hinweis darauf sein, dass sich das Virus auf die Reise begibt. Und er sollte Anlass sein, die Vogelgrippe noch intensiver zu bekämpfen», mahnte Schmitz.

Nach Angaben chinesischer Wissenschaftler war das Vogelgrippevirus nicht nur in diesem Jahr, sondern auch bereits 2003 auf Schweinefarmen im Süden Chinas festgestellt worden. Das Virus habe sich von 1999 bis 2002 in scheinbar gesunden Enten weiter entwickelt, vermuten die chinesischen Veterinäre. Dabei sei es zunehmend gefährlich für Säugetiere geworden. Schweine und andere Säuger könnten sich demnach bereits vor 2003 mit dem Erreger infiziert haben.

Unterdessen zeigte sich der WHO-Direktor für die Region West- Pazifik, Shigeru Omi, besorgt angesichts des Ausbruchs der Vogelgrippe in Malaysia. «Es wird ein langer und schwieriger Kampf, das Virus zu eliminieren», sagte Omi in Manila. Je länger die Bekämpfung dauere, desto größer werde die Gefahr für die öffentliche Gesundheit. Aus einem Dorf an der Grenze zu Thailand, in dem am Donnerstag das Vogelgrippevirus H5N1 nachgewiesen worden war, wurde ein 16 Jahre altes Mädchen mit grippeähnlichen Symptomen in eine Klinik gebracht, um es auf eine mögliche Infektion zu testen.

Dem gefährlichen Erreger H5N1 sind in diesem Jahr in Asien mindestens 27 Menschen zum Opfer gefallen, 19 in Vietnam und 8 in Thailand. Rund 100 Millionen Stück Geflügel starben oder wurden vorsorglich getötet. Nach einer ersten Vogelgrippe-Welle im ersten Quartal meldeten vor wenigen Wochen Vietnam, Thailand, China und Indonesien neuerliche Ausbrüche der Tierseuche.

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