Geheimnisse auf Sachsen-Anhalts Äckern - Schweigen um Gen-Mais

03.05.2004
Magdeburg (dpa) - Die Aussaat von gentechnisch behandeltem Mais auf Sachsen-Anhalts Äckern ist in vollem Gange. Doch die Beteiligten an diesem deutschlandweit einmaligen Projekt in der Biotechnologie geben sich wortkarg. Einst vollmundig von der Landesregierung als deutsches Pilotprojekt angekündigt, will das Wirtschaftsministerium nun nicht einmal mehr die Größe der Anbauflächen nennen. «Die Größe der Fläche ist noch nicht öffentlich, es wird eine größere Fläche sein», lautet lapidar eine Mitteilung des Ministeriums. Erst Mitte der Woche, wenn aller Gen-Mais im Boden ist, will die Regierung das Geheimnis des Freilandversuchs lüften. Ein Grund für das Schweigen dürfte die Furcht vor weiteren Aktionen der Umweltorganisation Greenpeace sein. Sie hatte Anfang April bei Bernburg den bundesweit ersten Feldversuch mit Gen-Weizen beinahe zunichte gemacht, indem sie auf der vorgesehenen Fläche Öko- Weizen aussäte. Ursprünglich wollte die hessische Firma Syngenta (Maintal) 10 000 gentechnisch behandelte Pflanzen ausbringen, die gegen einen Pilz resistent sind. Auf dem Boden der Landesanstalt für Landwirtschaft bei Bernburg wurden letztlich nur 5000 Pflanzen unter strengem Polizeischutz ausgebracht. Und nun das Wirrwarr um den Gen-Mais: Noch Ende vergangenen Jahres hatte Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Horst Rehberger (FDP) angekündigt, bei der Gentechnik «nicht im Hinterhof wurschteln zu wollen». Von mehreren hundert Hektar Anbaufläche bei gentechnisch verändertem Mais war die Rede. Das Saatgut sei besonders gegen die Folgen von Insektenfraß resistent und erspare das Ausbringen von Insektiziden. «Es wird eine größere Fläche sein, allerdings kann man deshalb noch nicht von mehreren hundert Hektar sprechen», rudert das Wirtschaftsministerium nun zurück. «Sachsen-Anhalt ist prädestiniert für eine Vorreiterrolle in der Gentechnik in Deutschland», sagt Jens Katzek, Geschäftsführer des Lobbyverbands BIO Mitteldeutschland GmbH (BMD) Halle. So gebe es großes wissenschaftliches Potenzial in der Biotechnologie. Bereits 2000 Menschen seien in Sachsen-Anhalt in der Branche tätig. Bis zum Jahr 2008 will das Land die Biotechnologie mit 100 Millionen Euro fördern. Unterdessen wächst der Widerstand gegen den Gen-Mais, der ausschließlich für Futterzwecke verwendet werden soll. Grund ist vor allem die Sorge, dass sich genetisch behandelte Pflanzen auf Feldern mit normalen Pflanzen breit machen. So haben Bauern in der Altmark bereits die erste gentechnikfreie Zone Sachsen-Anhalts ausgerufen und ein entsprechendes Memorandum unterzeichnet. Darin versprechen 23 Unternehmen, auf ihren Feldern freiwillig auf den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen zu verzichten. Das betrifft zunächst 6500 Hektar. Die Initiatoren gehen davon aus, dass sich weitere Unternehmen anschließen, sagt Mitunterzeichner Karsten Niemann. Die Umweltorganisation Greenpeace will ihre Aktivitäten in Sachsen-Anhalt ausweiten. So ist für diese Woche die Eröffnung eines Büros in Magdeburg vorgesehen. Die Diskussion um Freilandversuche mit gentechnisch verändertem Getreide in Sachsen-Anhalt hätten der Organisation großen Zulauf gebracht, hieß es. «Wir werden Sachsen- Anhalt, das sich offenbar in einer Vorreiterrolle in der Gentechnologie in Deutschland sieht, genau beobachten», sagt ein Sprecher.

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