Freiburger Mediziner setzen auf Gen-Pflanzen für neue Arzneien

09.05.2003
Medikamente aus gentechnisch veränderten Pflanzen können nach Ansicht Freiburger Wissenschaftler künftig vielen Patienten helfen. «Nach dem derzeitigen Stand der Forschung erwarten wir die ersten Impfstoffe und Medikamente in den nächsten fünf bis sechs Jahren», sagte der Mediziner Hubert E. Blum in einem dpa- Gespräch. An der Universitätsklinik Freiburg seien große technische Fortschritte hinsichtlich der Einschleusung fremder Gene in Pflanzen gemacht worden, sagte Blum, der Mitglied der Hepatitis- Forschungsgruppe ist. Als mögliche Einsatzgebiete der in so genannten transgenen Pflanzen produzierten Eiweiße nannte Blum die Krebsdiagnostik. «Auch unter Ärzten ist die Möglichkeit nur wenig bekannt, Pflanzen gentechnisch so zu verändern, dass sie in der Medizin benötigte Eiweiße herstellen», sagte der 59-Jährige. Bereits gelungen sei die Herstellung kompletter Antikörper in Gen-Pflanzen. Diese Antikörper würden dann beispielsweise für den Nachweis von Tumorerkrankungen verwendet. Auch spezielle Medikamente, wie etwa das in der Krebstherapie geläufige Interferon, könnten über Transgene Pflanzen produziert werden. Der Vorteil: «Bisher wird Interferon sehr aufwendig über gentechnisch veränderte Bakterien hergestellt. Mit transgenen Pflanzen gelingt dies einfacher und möglicherweise wirtschaftlicher», sagte Blum. «In Salat, Kartoffeln oder Tomaten hergestellte Impfstoffe, etwa gegen Tollwut, Influenza oder Hepatitis, könnten außerdem direkt mit der Frucht verzehrt werden», sagte Blum weiter. Der Wirkstoff werde dann über den Darm aufgenommen. «Diese orale Einnahme hat gerade in ärmeren Ländern aber auch bei Kleinkindern enorme Vorteile», sagte der Mediziner. Eine weltweite Immunisierung gegen gefährliche Krankheiten sei so sehr viel einfacher und kostengünstiger zu erzielen als bisher. Zugleich warnte Blum vor den Gefahren. «Selbstverständlich besteht die Möglichkeit, dass gentechnisch veränderte Pflanzen in die Umwelt gelangen und ihre Gene an wild lebende Pflanzen weitergeben.» Doch gehe es immer darum, den Nutzen gegen die Risiken abzuwägen. «Auch bei der Verwendung von Bakterien als Lieferanten von Medikamenten sind hohe Sicherheitsstandards erforderlich.» Dagegen seien transgene Pflanzen in Gewächshäusern relativ einfach unter Kontrolle zu halten.

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