Ingenium Pharmaceuticals AG
und eine
internationale Koalition von Forschungseinrichtungen kündigen heute die Publikation
ihrer Forschung in Science an, in der sie eine fundamentale Entdeckung zur
genetischen und molekularen Grundlage von Motorneuronerkrankungen (MND)
einschliesslich der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) beschreiben. Durch diese
Forschungsergebnisse wurde ein zentraler pathogenetischer Mechanismus für MND
aufgeklärt.
Damit wird ein wichtiger Beitrag zur weiteren Erforschung und
möglicherweise auch besseren Behandlung dieses Krankheitskomplexes geleistet.
ALS, auch als Lou Gehrig's Disease bekannt, ist nach Alzheimer und Parkinson die
dritthäufigste Erkrankung im Bereich der neurondegenerativen Erkrankungen. Die
wissenschaftlichen Arbeiten wurden von folgenden Forschungsorganisationen
durchgeführt: Ingenium Pharmaceuticals AG, University College London, Queen Mary,
University of London, UK Cancer Research, Technische Universität München und
dem Deutschen Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit (GSF).
In England
wurden diese Arbeiten durch die Motor Neurone Disease Association mitfinanziert.
Das Nationale Genome Network finanzierte die GSF Arbeiten.
Die heutige Publikation in Science erläutert, wie genetische Veränderungen in Genen,
die in nahezu jeder Zelle aktiv sind, dennoch zu sehr distinkten Auswirkungen nur in
bestimmten Zelltypen, im vorliegenden Fall zum
Zelltod von Motorneuronen und damit
MND führen können. Durch die Identifizierung zweier spezifischer Punktmutationen in
demselben Gen, dem Dnchc1, konnten die Forschergruppen sehr präzise
Säugermodelle für Motorneurondegeneration entwickeln und damit den
Zusammenhang zwischen bestimmten genetischen Veränderungen und dem
selektiven Absterben von Motorneuronen aufzeigen. Basierend auf dieser Entdeckung
konnte bewiesen werden, dass die beschriebenen
Mutationen im Dnchc1-Gen den
axonalen Rücktransportmechanismus von der Nervenzellendigung zum
Nervenzellkörper beeinträchtigt. Dies wiederum führt zu akkumulierenden zellulären
Stoffwechselstörungen, die letztlich mit zunehmenden Alter zum spezifischen
Absterben von Motorneuronen führen, ohne dass dabei andere Zelltypen
beeinträchtigt wären. Das hieraus resultierende klinische Bild ist vergleichbar mit den
Befunden, die beim Menschen mit ALS oder anderen motorneuronalen Störungen
beobachtet werden.
Die Wissenschaftler benutzten die Chemikalie Ethylnitrosurea (ENU) um zufällige,
punktuelle Veränderungen in den Genen des Tiermodells zu erzeugen. Dadurch
gelang es, ein Modell zu identifizieren, das einen fortgeschrittenen Verlust an
Muskelkraft und Bewegungsfähigkeit aufwies, vergleichbar den Symptomen und dem
Krankheitsverlauf von ALS beim Menschen. Durch positionelles Klonieren konnten
beide Forschergruppen die dafür verantwortliche Genveränderung identifizieren.
Darauf aufbauend liess sich in diesen zwei Krankheitsmodellen nachweisen, dass die
klinischen Symptome auf zwei unterschiedliche subtile Eingriffe in die Genfunktion des
Dnchc1 zurückzuführen waren.
Diese Erkenntnisse zeigen deutlich, wie wertvoll die
Technik der Einführung zufälliger subtiler Veränderungen im Erbgut sind, da sich in
vorhergegangen Studien unter Verwendung der klassischen knock-out Technik
(komplette Ausschaltung einzelner Gene) keine Brücke zur MND Forschung schlagen
liess, da bei der Anwendung dieser Technik bereits die Embryonen nicht lebensfähig
waren.
"Die Möglichkeit, ein Tiermodell, dessen Krankheitsbild dem der menschlichen
Erkrankung sehr gut entspricht, mit einer Veränderung in einem bestimmten Gen
korrelieren zu können, wird entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung von neuen
Medikamenten zur Krankheitsbekämpfung haben" kommentierte Dr. Michael C. Nehls,
Vorstandvorsitzender und wissenschaftlicher Leiter der Ingenium Pharmaceuticals.
"Der nächste Schritt für die Wissenschaftler von Ingenium wird sein, das Wissen in
praktischen Nutzen für die betroffenen Patienten umzusetzen. Dies wird in einer
Forschungskooperation mit der
Universität Ulm, unter Zusammenarbeit mit Professor
Ludolph, einem anerkannten Spezialisten im Bereich der ALS Behandlung,
geschehen."