Neue Hemmstoffe gegen aggressive Kinderleukämie
Robert Slany
Es trifft vor allem die Jüngsten. Bis zu 80 Prozent der Säuglinge, die während ihres ersten Lebensjahres an Leukämie erkranken, tragen in ihren Blutzellen eine spezielle Veränderung an zwei Chromosomen. Diese führt dazu, dass ein ganz neues Eiweiß in den Blutzellen entsteht. Es setzt sich aus zwei, an sich harmlosen Bestandteilen zusammen. Die Arbeitsgruppe um Professor Slany hat aufgedeckt, was passiert, wenn sich die beiden Untereinheiten zu den schicksalsträchtigen Molekülen zusammenlagern: Die als „MLL-Fusionsproteine“ bezeichneten Komplexe sorgen dafür, dass bestimmte Gene ähnlich wie an einem Fließband abgelesen werden. Das bewirkt die Anhäufung insbesondere von leukämiefördernden Genprodukten – wie beispielsweise den sogenannten HOX-Proteinen, die eine Kontrollfunktion bei der Blutbildung ausüben.
Schrittmacher dieses Fließbandes ist die sogenannte Proteinkinase CDK9. Konkret bewirken die MLL Fusionsproteine, dass CDK9 kontinuierlich in Aktion bleibt. Mit Hilfe von kürzlich entwickelten Stoffen, die die CDK9 Kinase hemmen, versuchen wir den aus dem Takt gekommenen Produktionsrhythmus wieder auf das übliche Maß einzubremsen“, erläutert Professor Slany. Diese Hemmstoffe, will das Forscherteam nun in maßgeschneiderten präklinischen Leukämiemodellen auf ihre Tauglichkeit zur Behandlung von MLL getestet werden.
Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert dieses Forschungsprojekt mit rund 160.000 Euro.
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