Lübecker Forscher machen Dicken Mut: Nasenspray gegen Jo-Jo-Effekt Von Eva-Maria Mester, dpa

24.07.2002
Lübeck (dpa) - Vier Wochen lang ist man eisern gewesen, hat auf Eis, Pommes frites mit Mayonnaise und das Feierabendbierchen verzichtet, damit die Lieblingshose wieder passt. Doch kaum ist die Diät beendet, schnellt der Zeiger der Waage wieder nach oben. Nahezu jeder, der schon einmal eine Diät gemacht hat, kennt diesen Jo-Jo- Effekt. Da klingt die Entdeckung verlockend, die Forscher der Medizinischen Universität Lübeck gemacht haben. Das Hormon Alpha-MSH soll helfen, nach einer Diät das Wunschgewicht zu halten. An einem hormonhaltigen Nasenspray arbeiten sie gerade. «Bislang stecken übergewichtige Menschen in einem Teufelskreis. Sie nehmen durch Diät und Fasten tatsächlich ab, aber sobald sie wieder normal essen, tut ihr Körper alles, um wieder zum alten Gewicht zurückzukehren», sagt der Direktor der Medizinischen Klinik I der Lübecker Universität, Horst Lorenz Fehm. «Das hat nichts mit Willensschwäche zu tun, sondern mit der hormonell gesteuerten Gewichtsregulierung.» Bei ihnen sei der Regulationsmechanismus im Gehirn wie ein zu hoch eingestellter Thermostat auf einen hohen Anteil von Fettgewebe am Körpergewicht programmiert. Das Hormon MSH könne diesen Teufelskreis durchbrechen. Das zeigen die Ergebnisse der Klinischen Forschergruppe der Medizinischen Klinik I nach Ansicht Fehms. «Es dämpft über das Zentralnervensystem den Appetit und erhöht zugleich die Kalorienabgabe des Körpers», erläutert Fehm. Doch auch das haben die Lübecker Forscher herausgefunden: «Das MSH-Spray ist kein Wundermittel zum Abnehmen», sagt Fehm. «Es kann nur helfen, das Gewicht zu halten.» Das körpereigene Hormon MSH dient eigentlich der Pigmentierung von Haut und Haaren. Dass es auch bei der Gewichtsregulierung eine Rolle spielt, ist bereits seit sechs Jahren bekannt. Da jedoch MSH als Eiweißstoff die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden kann, standen die Mediziner bislang vor dem Problem der Verabreichung. «Dann haben wir herausgefunden, dass bestimmte Eiweißhormone über die Nasenschleimhaut ins Gehirn gelangen. So war der Weg frei für das MSH-Nasenspray», beschreibt Fehm das Vorgehen der Klinischen Forschergruppe. In einer ersten Versuchsreihe behandelten sie normalgewichtige Probanden mit dem MSH-Nasenspray. «Ganz ohne Diät nahmen die Testpersonen innerhalb von sechs Wochen ein Kilo ab», berichtet Fehm. Bei übergewichtigen Testpersonen dagegen hatte das Spray keine Wirkung. «Wir wissen noch nicht, warum das so ist, vermuten aber, dass bei Übergewichtigen die Rezeptoren im Gehirn verändert sind», sagt Fehm. Noch steht nicht fest, ob das Hormonspray überhaupt auf den Markt kommen wird. «Wenn das der Fall sein sollte, dann geht es auch nicht um ein Wundermittel gegen Hüftpölsterchen, sondern um ein Mittel, das Patienten mit krankhaftem Übergewicht helfen soll», sagt Fehm. Das wären allerdings eine ganze Menge. Denn laut Fehm sind 18 Prozent aller Deutschen krankhaft fettleibig.

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