Erster Patient erhält Antikörperwirkstoff COR-101 zur Behandlung von COVID 19 Erkrankung

Hospitalisierte COVID-19-Patienten könnten künftig gezielt behandelt werden

27.04.2021 - Deutschland

CORAT Therapeutics GmbH meldet den Beginn der klinischen Tests mit dem Wirkstoff COR-101 gegen Covid-19 an hospitalisierten Patienten. Der neuartige therapeutische Antikörper soll die bereits in Deutschland eingesetzten Antikörperwirkstoffe ergänzen, welche bei moderat bis schwer erkrankten COVID-19 Patienten wegen ihrer Nebenwirkungen oder dem fortgeschrittenen Krankheitsverlauf nicht eingesetzt werden dürfen. Der erste Patient wurde gestern am Universitätsklinikum Tübingen unter Leitung von Prof. Dr. Helmut Salih, Ärztlicher Direktor der Klinischen Kooperationseinheit (KKE) Translationale Immunologie und Leiter der klinischen Prüfung, behandelt.

Holger Ziehr

Der therapeutische Antikörper COR-101 wird nun an COVID-19-Patienten klinisch getestet.

Impfstoffe können zwar Gesunde schützen, aber bereits an COVID-19 erkrankte Menschen nicht heilen. Auch spricht nicht jeder Mensch auf eine Impfung an. CORAT Therapeutics GmbH hat einen speziell auf Patienten mit einer moderaten bis schweren COVID-19 Erkrankung zugeschnittenen Wirkstoff entwickelt – COR-101 genannt –, welcher nun klinisch erprobt wird. Die Phase Ib/II-Studie, die an fünf Studienzentren in Deutschland durchgeführt wird, soll bei hospitalisierten Patienten insbesondere die Sicherheit und Verträglichkeit, sowie die Wirksamkeit von COR-101 bewerten. Beteiligt sind die Universitätskliniken in Tübingen, Dresden und Leipzig sowie das Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart und das Städtische Klinikum Braunschweig. Die ärztliche Gesamtverantwortung der Studie obliegt Prof. Dr. Helmut Salih am Universitätsklinikum Tübingen, der gestern den ersten Patienten der Studie behandelte. Er erklärt: „Mit COR-101 sollen erwachsene Patienten therapiert werden, die wegen COVID-19 stationär aufgenommen werden müssen und eventuell auch bereits Sauerstoff benötigen. Wir sind sehr zuversichtlich, dass diese Studie erfolgreich sein wird.“ Die Ergebnisse dieser ersten Testphase werden bereits im Sommer erwartet.

Der Wirkstoff COR-101 ist ein durch biotechnologische Methoden hergestellter vollständig humaner monoklonaler IgG-Antikörper von der Art, wie ihn unser Körper normalerweise selbst nach einer Infektion oder Impfung bildet. COR-101 blockiert auf der Oberfläche des SARS-CoV-2 Virus mit sehr hoher Bindungsstärke genau jene Stelle, welche das Virus zum Andocken an menschliche Zellen benötigt. In diesem Zusammenhang betont Dr. Andreas Herrmann, Geschäftsführer der CORAT auch den Unterschied des Wirkmechanismus im Vergleich zu anderen Antikörpern: "Im Gegensatz zur Plasmatherapie und den derzeit notfallzugelassenen Antikörpern ist unser rekombinanter Antikörper speziell darauf ausgelegt, keine überschießenden Immunantworten zu induzieren, die zur Schädigung der Lunge beitragen. Dies haben wir erreicht, indem wir die entsprechenden Signalstellen im Molekül ausgeschaltet haben. Dadurch wird eine Behandlung von Patienten mit hoher Viruslast ermöglicht, die bereits fortgeschrittene Erkrankungen aufweisen."

Der Antikörper wurde mittels eines biotechnologischen Verfahrens aus genesenen Patienten isoliert und in einem beschleunigten Entwicklungsverfahren in Abstimmung mit den Zulassungsbehörden in Rekordzeit entwickelt. Laborstudien deuten darauf hin, dass COR-101 auch an viele mutierte Varianten von SARS-CoV-2 bindet, wie z.B. an die kürzlich in Norddeutschland aufgetauchte Variante B.1.525.

Der niedersächsische Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann, der die Entwicklung bereits seit April 2020 maßgeblich unterstützt, kommentiert: "Mit dem vielversprechenden Antikörper-Wirkstoff COR-101 zeigt sich, dass Forschung made in Niedersachsen ein wichtiger Baustein auf dem Weg aus der Pandemie sein kann. Die gestern gestartete klinische Testphase macht Hoffnung, dass das Braunschweiger Projekt bald in die Praxis umgesetzt werden kann – und damit Leben rettet.“ Andreas Herrmann fügt hinzu: "Wir sind sehr glücklich, diesen Schritt erreicht zu haben. Unser Dank gilt besonders Herrn Prof. Salih und seinem Team, insbesondere auch Herrn Dr. Heitmann, für die hervorragende Unterstützung bei der Konzeption und Durchführung der klinischen Studie. Zudem Danken wir unseren finanziellen Unterstützern, dem Land Niedersachsen und unseren privaten Investoren. Wir sind zuversichtlich, dass COR-101 die Lücke im medizinischen Bedarf für die Behandlung von hospitalisierten COVID-19-Patienten mit mittelschweren und schweren Symptomen füllen kann, für die derzeit weltweit keine spezifische Behandlung verfügbar ist. Die Entwicklung spezifischer Wirkstoffe ist neben der Immunisierung und der Testung ein unverzichtbarer Pfeiler in der Bekämpfung der Pandemie."

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