Helmholtz-Forschern gelingt an Mäusen medikamentenfreie Organ-Übertragung

10.04.2007

Wissenschaftlern am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig ist es gelungen, bei Mäusen, denen ein fremdes Herz transplantiert wurde, die natürliche Abstoßungsreaktion des Körpers ohne den Einsatz von Medikamenten zu unterdrücken. Arbeitsgruppenleiter Dr. Matthias Gunzer will nun darauf hinarbeiten, das Verfahren auch beim Menschen zu überprüfen.

Für die Abstoßungsreaktion sind verschiedene Komponenten des menschlichen Immunsystems verantwortlich. Eine wichtige Rolle spielen so genannte T-Effektorzellen. Sie sind die Speerspitze der körpereigenen Abwehr, die Krankheitserreger sofort angreifen. So werden Krankheiten im Regelfall wirksam bekämpft. Die moderne Medizin stellt für sie aber eine zu große Herausforderung dar: Auch ein neues, transplantiertes Organ wird als fremd identifiziert und abgestoßen.

Das Helmholtz-Team um Gunzer hat nun in den Reifungsprozess der T-Zellen im Laborversuch so eingegriffen, dass diese für das Transplantat keine Gefahr mehr darstellen. "Dazu brachten wir noch nicht ausgereifte T-Zellen - so genannte T-Helferzellen - mit einem weiteren Zelltyp des Immunsystems, den B-Zellen, künstlich in sehr engen Kontakt", erläutert Gunzer das Vorgehen. Dabei stellte sich heraus, dass keine immunaktivierenden T-Effektorzellen sondern regulatorische T-Zellen heranreiften. Die Ursache für diesen Effekt haben die Wissenschaftler noch nicht geklärt, aber Gunzer weiß, dass "die regulatorischen T-Zellen genau die entgegen gesetzte Wirkung zu den T-Effektorzellen haben: Statt das Immunsystem zu aktivieren, bremsen sie die Abwehrreaktion."

Die durch B-Zellkontakt entstandenen regulatorischen T-Zellen injizierten die Forscher in Mäuse. Diese Tiere erhielten dann in einer Operation ein neues Herz. Der Effekt fasziniert Gunzer: "Eigentlich hätten die Mäuse das fremde Herz sofort abstoßen müssen, denn wir haben ihnen keine immun-unterdrückenden Medikamente verabreicht. Aber ihr Immunsystem hat das fremde Herz lange Zeit akzeptiert - ganz ohne medikamentöse Unterstützung. Tiere ohne die regulatorischen T-Zellen haben die transplantierten Herzen dagegen in wenigen Tagen zerstört."

Originalpublikation: Peter Reichardt, Bastian Dornbach, Song Rong, Stefan Beissert, Faikah Gueler, Karin Loser, and Matthias Gunzer; "Naive B-cells generate regulatory T-cells in the presence of a mature immunological synapse."; Blood First Edition Paper 2007.

Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft

Meistgelesene News

Weitere News von unseren anderen Portalen

Kampf gegen Krebs: Neueste Entwicklungen und Fortschritte