Mein Freund, das Virus: Krankheitserreger bekämpfen den Krebs

Neues Forschungsprojekt untersucht, wie genetisch veränderte Viren Krebszellen infizieren und vernichten können

16.02.2006 - Deutschland

Knapp eine Million Euro stellen die Deutsche Krebshilfe und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Dr. Oliver Ebert als Projektleiter für ein viel versprechendes Krebsforschungsprojekt zur Verfügung. Der Wissenschaftler, der seit Anfang 2004 in der II. Medizinischen Klinik im Klinikum rechts der Isar arbeitet, verfolgt seit fünf Jahren das Ziel, die zerstörerische Kraft der Viren für die Krebsbekämpfung zu nutzen. Er konnte im Tiermodell zeigen, dass mithilfe des Vesikulären Stomatitis Virus - der Erreger löst beim Menschen harmlose grippeähnliche Symptome aus - Leberkrebs zurückgedrängt oder sogar geheilt werden konnte. Aufbauend auf diesem Ergebnis möchte Ebert die tumorzersetzende (onkolytische) Wirkung des Virus noch weiter verbessern und dafür sorgen, dass der Erreger nur die Tumorzellen und nicht das gesunde Gewebe angreift. Ziel der Forschung ist es, im Tiermodell ein "Antikrebs-Virus" zu entwickeln, das in circa drei Jahren erstmalig auch bei Menschen mit Leberkrebs in einer klinischen Studie in Deutschland eingesetzt werden kann.

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Für sein Forschungsprojekt im Klinikum rechts der Isar plant Ebert, das Vesikuläre Stomatitis Virus so umzuprogrammieren, dass es sich noch spezifischer als bisher gegen Leberkrebszellen und nicht gegen gesundes Gewebe richtet. Dieses "Feintuning" der Viren ist möglich durch die gezielte Veränderung des Erbguts der Erreger. So kann das Virus beispielsweise derart manipuliert werden, dass es bei einer gesunden Zelle eine besonders starke Virenabwehrreaktion hervorruft, wohingegen es eine Tumorzelle ungehindert befallen und auflösen kann. Dies ist möglich durch eine Mutation im Matrix-Protein (M-Protein) des Virus. Doch dort hört die Arbeit der Virusingenieure nicht auf: Ebert und Kollegen schleusen weitere Gene in das Virus. Die neu eingebrachte Erbinformation soll dafür sorgen, dass eine virenbefallene Krebszelle gleichzeitig ihre Nachbarn mit in den Zelltod reißt. In einem weiteren Schritt planen die Forscher das Virus so zu verändern, dass es im Körper des Patienten eine Immunantwort gegen die Krebszellen auslöst. So könnten dann auch die gefürchteten Krebsmetastasen und kleine Krebszellnester bekämpft werden.

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