Paneuropäischer Bericht über krasse Ungleichheiten bei der Krebsbehandlung in Europa

12.10.2005

Ein heute vom Karolinska Institutet in Zusammenarbeit mit der Stockholm School of Economics (Stockholmer Wirtschaftsschule) herausgegebener Bericht zeigt grosse Ungleichheiten, was den Zugang von Patienten zu Krebsbehandlungen angeht, und fordert die Entscheidungsträger dringend auf, diese Ungleichheiten zu beseitigen.

Der Bericht, der durch einen unbegrenzten Zuschuss des Unternehmens F. Hoffmann La-Roche Ltd, finanziert wurde, trägt den Titel Paneuropäischer Vergleich des Zugangs von Patienten zu Krebsmedikamenten' und kam zu dem Ergebnis, dass die Patienten in Europa trotz des erwiesenen Nutzens neuer, innovativer Behandlungsmöglichkeiten nicht den gleichen Zugang zu diesen Krebsmedikamenten geniessen und dass die Frage, wie schnell sie in den Genuss dieser Medikamente kommen können, stark von ihrem jeweiligen Heimatland abhängt.

In dem Bericht wurden neunzehn Länder, die fast 75 % der europäischen Bevölkerung ausmachen, behandelt. Österreich, Spanien und die Schweiz sind hinsichtlich der frühen Annahme und Verfügbarkeit neuer Krebsmedikamente führend, während andere Länder wie das Vereinigte Königreich, die Republik Tschechien, Ungarn, Norwegen und Polen hinterherhinken.

In seiner Rede vor dem Europäischen Parlament in Brüssel, wo der Bericht auf den Weg gebracht wurde, erklärte Dr. Nils Wilking vom Karolinska Institutet: "Patienten müssen zu lange warten, um in den Genuss neuerer Therapien zu kommen, und die grösste Hürde für den Einsatz neuer Medikamente besteht in der proaktiven Zuweisung finanzieller Mittel und Budgets im Gesundheitswesen seitens der Politik und der Entscheidungsträger."

Die Drs. Wilking und Jönsson weisen darauf hin, dass die Gesamtkosten im Gesundheitswesen für Krebs in den betrachteten Ländern pro Bürger schätzungsweise 120 Euro betragen - also nur 5 % der Gesamtausgaben im Gesundheitswesen. Die Kosten für die stationäre Behandlung beherrschen in Europa die direkten Kosten für Krebs; sie machen 60 bis 94 % aller Kosten aus, und weniger als 10 % werden für Medikamente aufgewendet. Der Anteil der Gesundheitswesenkosten für Krebs ist viel geringer als die Bürde durch die Krankheit.

Dr. Bengt Jönsson von der Stockholm School of Economics erklärte: "Ein sehr guter Ansatz für Krebspatienten in Europa wäre eine breitere Sichtweise von Nutzen und Kosten dieser Medikamente für die Patienten und die Gesellschaft sowie die Einführung eines rationaleren Systems der Mittelzuweisung im Gesundheitswesen. Es muss betont werden, dass die neuen Behandlungsformen in der Regel auf spezifisch identifizierbare Populationen abzielen. Es gibt Beispiele für vorzügliche Praktiken in einigen Ländern, die versuchen, den Zugang der Patienten zu innovativen Therapien zu beschleunigen. Diese Beispiele sollten daraufhin untersucht werden, wie sie in mehr europäischen Ländern praktiziert werden können."

Der Bericht argumentiert auch, dass neue Therapien in der Regel zwar höhere Gesundheitsausgaben bedeuten, jedoch auch ihr Wert für die Überlebenschancen und Behandlungen der Patienten anerkannt werden muss. Aus Forschungen, die Dr. Frank Lichtenberg von der Columbia University in den USA unternommen hat, geht hervor, dass der Zugang zu mehr und neueren Krebsmedikamenten die Überlebensraten erhöht.

"Dieser Bericht deckt die Ungleichheiten beim Zugang zu Krebsmedikamenten in Europa auf. Wir sind der Ansicht, dass diese nicht fortbestehen dürfen", schlossen die Drs. Wilking und Jönsson. "Wir hoffen, dass dieser Bericht ein Ansporn für die Politik und die Entscheidungsträger ist, zum Wohle aller Krebspatienten in Europa unverzüglich zu handeln und gegen diese Ungleichgewichte vorzugehen."

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