Sorgenkind Klinische Forschung

BMBF, DFG und Wissenschaftsrat präsentieren Forderungen der Wissenschaft

17.05.2005

Mit zehn Kernforderungen will eine Expertengruppe aus der Universitätsmedizin die klinische Forschung in Deutschland stärken. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Wissenschaftsrat (WR) gemeinsam herausgegebene Papier nennt zentrale Ansatzpunkte, um die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, fächerübergreifende Zusammenarbeit, die Bildung kompetitiver Forschungsschwerpunkte und die patientennahe Forschung zu unterstützen. Die 13 Experten aus der Universitätsmedizin haben unter Einbeziehung des Sachverstands der Länder Maßnahmen erarbeitet, die von einem Medizinstudium, das mehr Ansätze zu wissenschaftlicher Arbeit bietet, bis hin zu mehr Professionalisierung und strategischer Planung in den Fakultäten reichen.

Da nach Meinung der Experten nur auf Basis eines breiten Konsenses die nötigen Reformen durchgeführt werden können, sind Politik und Wissenschaft gleichermaßen aufgerufen, die Kernforderungen aufzugreifen und auf ihre Realisierung hinzuwirken. Reformen sind in der Hochschulmedizin nicht nur wegen der Mehrfachbelastung der Hochschullehrer durch Forschung, Lehre, Krankenversorgung und Management dringlich, sondern auch wegen der hohen Ausgaben in diesem Bereich - mit 2,96 Milliarden Euro rund 22 Prozent der Gesamtausgaben der deutschen Hochschulen.

Drei der Forderungen beziehen sich direkt auf die finanzielle Unterstützung der Klinischen Forschung. Neben der Aufforderung an die Länder, eine stabile Hochschulfinanzierung zu sichern, und an die Förderorganisationen, die Klinische Forschung nachhaltig zu fördern, ruft das Gremium Bund und Länder dazu auf, negative Steuerungseffekte zu verhindern. Diese können bei der Projektförderung mit Drittmitteln gerade für besonders aktive Einrichtungen durch die geforderte Bereitstellung der Grundausstattung auftreten. Darüber hinaus wird die Notwendigkeit gesehen, die leistungsorientierte Mittelvergabe künftig bis zu einer Größenordnung von einem Drittel des Zuführungsbetrages auszubauen.

Ein weiteres Themenfeld der Kernforderungen sind Studium und Karriereperspektiven junger Mediziner. Die Experten fordern geeignete Karrieremöglichkeiten in Forschung, Lehre oder Krankenversorgung ebenso wie eine Schwerpunktbildung an den einzelnen Fakultäten. Schon im Studium sollen mehr Ansätze für wissenschaftliche Arbeit gegeben werden. Grundsätzlich halten die Experten eine stärkere Differenzierung der medizinischen Laufbahn in einen mehr wissenschaftlich orientierten und einen eher auf den Arztberuf ausgerichteten Zweig für notwendig.

Verschärfte gesetzliche Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen, die die spezifische Aufgabenvielfalt der Hochschulmedizin nicht entsprechend berücksichtigen, engen den Handlungsspielraum der Hochschulmedizin zunehmend ein und gefährden dadurch die Forschung substanziell. Von zahlreichen, sowohl vom Wissenschaftsrat als auch der DFG in früheren Veröffentlichungen bereits beleuchteten Problemen sind zurzeit zwei Änderungen gesetzlicher Rahmenbedingungen besonders gravierend: die Einführung der Fallpauschalen auf der Basis von Diagnosis Related Groups (DRG) sowie die Konsequenzen des Arbeitszeitgesetzes in der Auslegung durch die europäische, höchstrichterliche Rechtsprechung.

Die Kernforderungen stellen in der Diskussion um die Reform der Klinischen Forschung einen Zwischenstand dar, von dem aus weitere Gespräche die folgenden Schritte konkretisieren sollen. Dabei versuchen Ministerien und Forschungs- und Förderorganisationen ihren Teil zu geeigneten Lösungen beizutragen.

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