Multiple Sklerose: Dendritische Zellen als "Verräter"

01.03.2005

Bei Multiple Sklerose greift das Immunsystem Strukturen im Gehirn wie einen Fremdkörper an und richtet so schwere Schäden an. Forschern der Universität Zürich ist es gelungen, bislang unbekannte "Verräterzellen" an der Blut-Hirn-Schranke zu identifizieren, die dem Immunsystem die Angriffspunkte im Gehirn zeigen. Die Arbeit wurde in der Fachzeitschrift "Nature Medicine" publiziert. Sie ist ein wichtiger Schritt für eine mögliche Bekämpfung der Multiple Sklerose, aber auch anderer Gehirnerkrankungen wie Alzheimer oder Tumoren.

Multiple Sklerose (MS) ist die häufigste entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems und kann bislang nicht geheilt werden. Forscher gehen heute davon aus, dass eine fatale Abwehrreaktion bei den MS-Patienten die Erkrankung auslöst: Das Immunsystem stuft Strukturen im Gehirn als Fremdkörper ein und greift diese an. Die Folge sind Entzündungen in Gehirn und Rückenmark, die bei den Betroffenen zu erheblichen Behinderungen führen können.

Verantwortlich für die Immunattacke auf das Gehirn ist eine bestimmte Sorte von weißen Blutzellen (Helfer-T-Zellen). Bislang war unklar, wie es diesen Immunzellen gelingt, Strukturen im Gehirn zu erkennen. Der Forschergruppe von Prof. Burkhard Becher an der Universität Zürich ist es nun gelungen, "Verräterzellen" zu identifizieren, die den autoaggressiven Immunzellen den Weg weisen. Die "dendritische Zellen" genannten Verräter leben an der Blut-Hirn-Schranke. Die Zürcher Neuroimmunologen haben dadurch die unter MS-Forschern verbreitete Ansicht widerlegt, dass bestimmte Gehirnzellen als Verräter agieren.

Die Arbeit zeigt, dass dendritische Zellen für die Krankheitsentstehung bei Multiple Sklerose absolut notwendig sind. "Ohne Verräter können die Täterzellen des Immunsystems ihr Opfer in Gehirn und Rückenmark nicht erkennen", erklärt Burkhard Becher. Das Ziel ist nun, die Verräterzellen so zu manipulieren, dass das irregeleitete Immunsystem das Gehirn zukünftig ignoriert. Die neuen Erkenntnisse werden auch Auswirkungen auf die Erforschung und Behandlung anderer Gehirnerkrankungen wie Alzheimer oder Hirntumore haben.

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