Cholesterinsenker gegen Darmkrebs - neue Mittel für Nierentumoren

08.06.2004

New Orleans/New York (dpa) - Die als Statine bekannten Cholesterinsenker verringern nicht nur das Risiko für Herzprobleme, sondern beugen nach neuen Erkenntnissen auch mehrere Krebsarten vor. Die Wirkstoffe hatten in einer amerikanisch-israelischen Studie die Fallzahl von Darmkrebs nach mindestens fünfjähriger Einnahme auf die Hälfte reduziert. Das berichtete Stephen Gruber von der University of Michigan am Sonntagabend auf einer Konferenz der Amerikanischen Gesellschaft für Klinische Onkologie in New Orleans.

Auch Brust- und Prostatakrebs kommen anderen Studien zufolge bei Patienten, die Statine wegen ihres erhöhten Cholesterinspiegels einnehmen, seltener vor. Die epidemiologischen Ergebnisse bestätigen vergleichbare Daten aus Labor- und Tierversuchen. Allerdings ist es nach übereinstimmender Meinung der Onkologen noch zu früh, Statine zur Krebsvorbeugung zu verschreiben. Zu ihren Nebenwirkungen gehören Leberstörungen und Muskelschmerzen.

Vier neue Mittel verheißen, Nierentumore künftig erfolgreicher und besser verträglich behandeln zu können. Nierentumore sind eine besonders schwer kontrollierbare Krebsart, an der in den USA bisher noch zwischen 80 und 90 Prozent der Erkrankten innerhalb von zwei Jahren sterben. Die neuen Mittel verfolgen die so genannte «gezielte Therapie». Das heißt, sie greifen in bestimmte molekulare Mechanismen ein, die Krebswachstum fördern. Zwei der vier Arzneien attackieren mehrere Mechanismen gleichzeitig und gelten deshalb als besonders vielversprechend. Die anderen könne man dazu verwenden, in Kombination an mehreren Punkten gleichzeitig anzugreifen.

«Ich glaube, sie (die Mittel) sind der größte Sprung vorwärts, den wir je geschafft haben», zitierte die «New York Times» den Nierenkrebsspezialisten Walter Stadler von der Universität Chicago am Montag. Bisher ist nur eines der Mittel, Avastin von Genentech, in den USA zugelassen, allerdings nur gegen Dickdarmkrebs. Für Deutschland ist die Zulassung auch dafür erst beantragt. Die anderen Wirstoffe dürften nach Expertenangaben aber spätestens in zwei bis drei Jahren auf den Markt kommen.

Ein bisher noch als SU11248 bekannter Wirkstoff von Pfizer ließ die Nierentumoren von jedem dritten Patienten auf wenigstens die Hälfte schrumpfen und stoppte das Wachstum bei einem weiteren Drittel der insgesamt 63 Patienten. Eine andere Studie mit 106 Patienten erzielte bei 82 den Rückgang oder Wachstumsstopp ihrer Tumoren - durch BAY43-9006, ein Mittel von Bayer und Onyx Pharmaceuticals in Kalifornien.

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