US-Wissenschaftler erwartet keine neue Massen-Infektion mit Sars

18.12.2003

(dpa) - Eine neue Massen-Infektion mit der lebensgefährlichen Lungenkrankheit Sars ist nach Einschätzung des US- Molekularbiologen Paul Robbins (Universität Pittsburgh) nicht zu erwarten. Falls es überhaupt eine neue Epidemie geben sollte, werde sie nicht das hohe Niveau dieses Jahres erreichen. Dies sagte der amerikanische Wissenschaftler, der weltweit führend an der Entwicklung eines Sars-Impfstoffes arbeitet, am Donnerstag in Düsseldorf. Einige Forscher hatten befürchtet, dass Sars ähnlich wie die Grippe saisonal auftreten könne.

Vor gut einem Jahr ist Sars erstmals in Südchina aufgetreten: In 29 Ländern waren rund 8000 Menschen schwer erkrankt, knapp 800 an der Lungenkrankheit gestorben. Am Mittwoch war in Taiwan eine neue Infektion bei einem Sars-Forscher im Labor bekannt geworden.

Sehr viel besser als noch im vergangenen Jahr verstehe man heute den Mechanismus der Sars-Infektion mit dem «sehr komplizierten und hochinfektiösen Corona-Virus», erklärte Robbins, der zum Vorstand einer neuen «Stiftung Molekulare Medizin» in Düsseldorf gehört. Bei der bisher allerdings nur an Rhesus-Affen erfolgreich erprobten Impfung nutzt Robbins ein Schnupfenvirus, dem Gensequenzen des Sars- Erregers eingepflanzt worden sind. Die damit geimpften Tiere hätten innerhalb von sechs Wochen Antikörper gebildet.

«Wir konnten so erstmals zeigen, dass die Impfung gegen Sars möglich ist» betonte der Wissenschaftler, dessen Forschungen im Fachmagazin «Lancet» veröffentlicht worden waren. Diese Methode lässt sich nach Aussage des Experten auch bei Infektionen mit anderen hochgefährlichen Erregern wie Milzbrandbakterien sowie dem Marburg- oder Ebola-Virus anwenden. Er sei sicher, dass absehbar ein preiswerter Sars-Impfstoff in größerer Menge zur Verfügung steht: Anstelle von Massen-Impfungen sollten sich aber nur gefährdete Menschen oder Bewohner von Risikogebieten auf diese Weise schützen, meinte Robbins.

Die «Stiftung Molekulare Medizin» will nach Angaben der Initiatoren die Therapie mit biologischen Wirkstoffen unter Experten und Patienten bekannter machen. Außerdem möchte sie ein Forschungsnetzwerk zu diesem Thema knüpfen und künftig Stipendien an junge Wissenschaftler vergeben.

Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft

Meistgelesene News

Weitere News von unseren anderen Portalen

Kampf gegen Krebs: Neueste Entwicklungen und Fortschritte

Verwandte Inhalte finden Sie in den Themenwelten

Themenwelt Antikörper

Antikörper sind spezialisierte Moleküle unseres Immunsystems, die gezielt Krankheitserreger oder körperfremde Substanzen erkennen und neutralisieren können. Die Antikörperforschung in Biotech und Pharma hat dieses natürliche Abwehrpotenzial erkannt und arbeitet intensiv daran, es therapeutisch nutzbar zu machen. Von monoklonalen Antikörpern, die gegen Krebs oder Autoimmunerkrankungen eingesetzt werden, bis hin zu Antikörper-Drug-Konjugaten, die Medikamente gezielt zu Krankheitszellen transportieren – die Möglichkeiten sind enorm.

Themenwelt anzeigen

Themenwelt Antikörper

Antikörper sind spezialisierte Moleküle unseres Immunsystems, die gezielt Krankheitserreger oder körperfremde Substanzen erkennen und neutralisieren können. Die Antikörperforschung in Biotech und Pharma hat dieses natürliche Abwehrpotenzial erkannt und arbeitet intensiv daran, es therapeutisch nutzbar zu machen. Von monoklonalen Antikörpern, die gegen Krebs oder Autoimmunerkrankungen eingesetzt werden, bis hin zu Antikörper-Drug-Konjugaten, die Medikamente gezielt zu Krankheitszellen transportieren – die Möglichkeiten sind enorm.