Stress verstärkt metastasenfördernde Botenstoffe

Krebszellen durch Neurotransmitter gezielt an bestimmte Stellen gelockt

07.08.2003
(dpa) Dauerstress kann Studien der Universität Witten/Herdecke zufolge die Metastasenbildung im Körper beschleunigen. «Nach unseren Ergebnissen werden die Krebszellen nicht zufällig im Körper verschwemmt, sondern durch Neurotransmitter gezielt an bestimmte Stellen gelockt», sagte Prof. Kurt Zenker, Leiter des Instituts für Biowissenschaft am Dienstag in Witten. Neurotransmitter wie Adrenalin oder Noradrenalin sind Botenstoffe im Nervensystem. «Je nach Art können sie einen hemmenden oder stimulierenden Einfluss auf die Verbreitung von Krebszellen nehmen», sagte Zenker. Stress erhöhe die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Metastasen fördernden Botenstoffe durchsetzen und damit die Verbreitung des Krebses beschleunigen. Die Forscher beobachteten das Verhalten von Krebszellen und Überträgerstoffen in einer so genannten Chemotaxiskammer. Die Studie habe eine Erklärung dafür geliefert, warum die schleichende, oft tödliche Metastasenbildung des Körpers je nach Art und Lage des Primärtumors vorhersehbar sei. «Damit konnten wir eine im Prinzip alte Beobachtung erstmals auf molekularer Ebene bestätigen», erklärte der Leiter der Arbeitsgruppe, Frank Entschladen. Einen «Helfer» für spätere medikamentöse Behandlungen sehen die Wissenschaftler in der Gamma-Aminobuttersäure, der in dem System hemmende Wirkung auf Metastasen zugeschrieben werde. «Wegen des üblen Geruchs hat die Buttersäure bisher nicht den Weg in die Krankenhäuser gefunden», sagte Zenker. Die Forscher hofften dennoch, gezielt über Medikamente positive Neurotransmittereffekte stärken zu können. Denn die Metastasen seien in 95 Prozent aller Fälle der tödliche Faktor, nicht der Primärtumor.

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