Craig Venter will minimalistische Lebensform neu erschaffen

Neuer Zündstoff für Ethik und Sicherheit in der Gentechnik

26.11.2002
Craig Venter will neue Lebensform schaffen US-Energieministerium sponsert umstrittenes Projekt mit drei Mio. Dollar US-Forscher planen im Laboprversuch den Bau einer neuen Lebensform. Es soll ein überlebensfähiger, einzelliger Organismus mit einer minimalen Genanzahl geschaffen werden. Läuft alles nach Plan, soll die Zelle eine ganze Zellen-Population hervorbringen, die bis dato nicht existiert. Das in der letzten Woche bekannt gegebene Projekt verspricht bereits jetzt hitzige Diskussionen puncto Ethik und Sicherheit. Hinter den Plänen stecken der umstrittene Genforscher Craig Venter und der Nobelpreisträger für Physiologie und Medizin 1978 Hamilton O. Smith. Das Projekt soll laut Smith und Venter unter den schärfsten Sicherheitsvorkehrungen durchgeführt werden. Die Zelle wird demnach sterben, wenn sie Anzeichen zeigt, in die Umwelt entkommen zu können. Viel Besorgnis erregender sei der Umstand, dass das Projekt den wissenschaftlichen Grundstein zu einer neuen Generation von biologischen Waffen legen kann, räumen die Forscher ein. Um dieses Risiko zu minimieren, werden technische Details nur spärlich veröffentlicht, berichtet die Washington Post. Als Rohmaterial soll die Zellhülle des Mycoplasma genitalium, einem Organismus, der im menschlichen Genitaltrakt lebt, dienen. Die Forscher werden das gesamte genetische Material entfernen und daraus eine künstliche DNA-Kette synthetisieren. Diese soll sich zu einem natürlich vorkommenden Chromosom zusammenfügen, das die minimale Anzahl an Genen für ein Überleben enthält. Eingebaut in eine leere Zelle wird das künstliche Chromosom auf seine Überlebens- und Reproduktionseigenschaften getestet. Unterstützt wird das Projekt mit drei Mio. Dollar für drei Jahre vom US-Energieministerium. Mit der Finanzspritze sollen die rund 25 Mitarbeiter bezahlt werden. Venter rechnet mit der Verlängerung des Projekts über drei Jahre hinaus. Das Ministerium hofft, dass das rein wissenschaftliche Projekt auch einen praktischen Nutzen nach sich ziehen wird. Erfüllt der "minimalistische" Organismus die gewünschten Eigenschaften, könnte dieser modifiziert werden. Ein möglicher Einsatz könnte sich im Abbau von Kohlendioxid von Kraftwerks-Emissionen oder der Produktion von Wasserstoff für Kraftstoff ergeben.

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