Genetik am Zebrafisch - Nobelpreisträgerin Nüsslein-Volhard wird 60

18.10.2002
Tübingen (dpa) - Die Medizin-Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard hat die Genforschung in den vergangenen Jahrzehnten weltweit maßgeblich voran gebracht. Der Trubel um die Auszeichnung ist zwar inzwischen verebbt. Dennoch ist es alles andere als still geworden um die Forscherin, die am 20. Oktober ihren 60. Geburtstag feiert. Die Tübingerin gilt als vehemente Gegnerin von Klonversuchen mit Menschen. «Solche Versuche sollten grundsätzlich nicht gemacht werden.» Den Import von und die Forschung mit embryonalen Stammzellen des Menschen befürwortet sie dagegen. Deutschland sollte ihrer Meinung nach eigene embryonale Stammzelllinien herstellen - allerdings unter strenger Kontrolle. Therapeutisches Klonen, für das Embryonen eigens erzeugt werden, um Ersatzgewebe zu züchten, hält die Forscherin für unrealistisch. Nüsslein-Volhard ist Mitglied des Nationalen Ethikrates der Bundesregierung und sitzt in mehreren wissenschaftlichen Beiräten renommierter Forschungsinstitute. Seit 1973 hat sie mehr als 130 Fachbeiträge veröffentlicht, darunter bahnbrechende Studien zur genetischen Steuerung bei der Entwicklung eines Organismus. Das Team um Nüsslein-Volhard konnte unter anderem zeigen, dass sich bei der Taufliege gewonnenen Erkenntnisse auch auf Wirbeltiere übertragen lassen. Nüsslein-Volhard wurde 1942 in Magdeburg geboren, sie hat vier Geschwister. Als sie drei Jahre alt war, zog die Familie nach Frankfurt am Main. In einer Autobiografie beschreibt sie ihre Kindheit als «glücklich und mit vielen Anregungen und Hilfen von meinen Eltern». Ein besonderes Verhältnis hatte sie zu ihrer Großmutter mütterlicherseits - einer Malerin, die ihre Kunst allerdings für die Familie hintangestellt hatte. «Sie war eine bemerkenswerte Person mit starker Disziplin und Charakter», beschreibt die Wissenschaftlerin ihre Großmutter. Von 1962 an studierte Nüsslein-Volhard in Frankfurt und Tübingen Biologie und Biochemie. Sie promovierte 1973 mit einem Thema der molekularen Genetik. Seit 1985 ist Nüsslein-Volhard Direktorin am Tübinger Max-Planck-Institut für Entwicklungsgenetik. Ihren größten Triumph feierte sie 1995, als sie den Medizin-Nobelpreis erhielt - nur eine von zahlreichen Auszeichnungen. 1999 wurde sie zum «Deutschen Naturwissenschaftler des Jahrzehnts» gewählt, zudem erhielt sie von zahlreichen Universitäten die Ehrendoktorwürde. Trotzdem ist die Wissenschaftlerin mit dem grau melierten Wuschelkopf alles andere als «abgehoben». Sie ist vielmehr für ihre saloppe Redensweise bekannt und trägt am liebsten Jeans. Bis zu ihrer Emeritierung 2007 will Nüsslein-Volhard Direktorin am Tübinger Institut bleiben, wo sie weiterhin die entwicklungsbiologischen Auswirkungen von Genveränderungen erforscht. Ihren Versuchstieren Fruchtfliege und Zebrafisch ist sie treu geblieben. Möglicherweise wird Nüsslein-Volhard auch nach 2007 weiter am Institut forschen. «Ich werde mich auf jeden Fall weiter öffentlich engagieren», sagt sie. Ihren 60. Geburtstag wird die Wissenschaftlerin mit mehreren Festen feiern: Bereits einen Tag vor dem 20. Oktober wird es ein Treffen mit Familie, Freunden und Kollegen geben. Am eigentlichen Geburtstag wird im engen Kreis gefeiert. Zudem richtet ihr Institut am Montag nach ihrem 60. Geburtstag einen festlichen Empfang aus.

Weitere News aus dem Ressort Personalia

Meistgelesene News

Weitere News von unseren anderen Portalen

Kampf gegen Krebs: Neueste Entwicklungen und Fortschritte