Gesundheitsministerium verurteilt illegale Einfuhr von Aids-Arzneien

08.10.2002
BERLIN/DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat die illegale Wiedereinfuhr von Aids-Medikamenten von Afrika zurück nach Deutschland scharf kritisiert. "Der Reimport dieser Medikamente ist in besonderem Maße ethisch verwerflich", hieß es am Freitag in einer Stellungnahme aus Berlin. Am Dienstag war bekannt geworden, dass eine Essener Firma verdächtigt wird, aus Afrika vergünstigte Aids-Medikamente eines britischen Herstellers auf den deutschen und niederländischen Markt illegal zurückgebracht zu haben. Nach Angaben einer Sprecherin des Herstellers Glaxo Smith Kline in München handelt es sich um drei Medikamente, die die Virenvermehrung hemmen. In Afrika, wo im vergangenen Jahr rund 28 Millionen Aids-Infektionen und -Erkrankungen gezählt wurden, seien diese Mittel im Rahmen von Hilfsprogrammen für rund ein Zehntel des Weltmarktpreises verkauft worden. Insgesamt seien mehr als 43.000 Packungen der drei Präparate mit einem Marktwert von rund 18 Millionen Euro vermutlich schon seit Mai 2001 illegal in die Niederlande und nach Deutschland wieder eingeführt worden. Erste Hinweise auf den Reimport habe es im Juli 2002 durch belgische Zollbehörden gegeben. Die Mittel seien anschließend über zwei auf den Vertrieb von importierten EU-Arzneimitteln spezialisierte Pharmahändler in Schleswig-Holstein und im Saarland in Deutschland weiter vertrieben worden, sagte die Sprecherin. Das BMG habe alle Bundesländer um eine Überprüfung gebeten, ob auch dort Medikamente zur HIV-Behandlung, die für Afrika bestimmt waren, in den Handel gelangt seien. Von den reimportierten Medikamenten geht nach Darstellung des nordrhein- westfälischen Gesundheitsministeriums keine Gesundheitsgefährdung aus. Die Arzneimittel seien nach internationalen Standards produziert worden. Das Ministerium sehe keinen Anlass, vor dem Gebrauch der Mittel zu warnen. Eine Rückrufaktion sei nicht notwendig. Bei Fragen sollten sich Patienten an ihre Ärzte oder Apotheken wenden.

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