Expedition nach Fukushima soll genetische und ökologische Folgen radioaktiver Strahlung für Tiere und Pflanzen erforschen

Erste Forschungsergebnisse aus Japan bereits vor Ende 2011 erwartet

13.07.2011 - Japan

Eine neue internationale Expedition unter Leitung der Universität von South Carolina mit Unterstützung des Biotechnologieunternehmens Qiagen soll auf genetischer Ebene die Auswirkungen radioaktiver Strahlung auf Tiere und Pflanzen in der Region um das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi in Japan untersuchen. Der Beginn der Feldstudien in Japan markiert den Auftakt zu einem langfristigen Projekt zur Erforschung der tatsächlichen Effekte radioaktiver Strahlung auf die DNA von Lebewesen sowie der Konsequenzen für das Ökosystem. Die Arbeiten bauen auf Ergebnissen früherer Studien im Nachgang zu der nuklearen Katastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 auf. Ziel ist die Gewinnung umfangreicher Daten zur besseren Folgeabschätzung atomarer Unfälle.

Das Expeditionsteam besteht aus Biologen der Universität von South Carolina in den USA, der Universität Paris-Süd in Frankreich, sowie der Universitäten Tokio, Nagasaki und Fukushima in Japan. Die Wissenschaftler der Universitäten von South Carolina und Paris-Süd führen zudem eine internationale Forschungsinitiative an, die seit dem Jahr 2000 rund um Tschernobyl die langfristigen Folgen radioaktiver Strahlung für Umwelt und Gesundheit untersucht.

QIAGEN stellt den Wissenschaftlern besondere molekulare Technologien zur Verfügung, die unter anderem spezielle Lösungen zur Stabilisierung und zum Schutz des empfindlichen genetischen Materials umfassen. Damit sollen weitere Schäden vermieden werden, die einen negativen Einfluss auf die Zuverlässigkeit der Forschungsergebnisse haben könnten. QIAGEN unterstützt die Forscher zudem bei der Entwicklung und Optimierung von Methoden zur Analyse der Auswirkungen radioaktiver Strahlung auf DNA, RNA und andere relevante Moleküle bei Tieren und Pflanzen. Erste Ergebnisse der Expedition werden noch vor Ende 2011 erwartet.

“Die Katastrophe von Fukushima hat eine intensive öffentliche Debatte über die Risiken der Atomkraft entfacht. Bislang wissen wir aber nur sehr wenig darüber, welche langfristigen Effekte solche Unfälle auf unsere Umwelt und Gesundheit haben“, sagte Prof. Timothy Mousseau von der Universität von South Carolina, der die Expedition leitet. „Unsere Arbeit in Japan bietet die einmalige Möglichkeit, mehr über durch Radioaktivität verursachte Veränderungen auf Ebene einzelner Organismen, Spezies sowie des gesamten Ökosystems zu erfahren, sowie die Entwicklung von der ersten Generation an zu verfolgen.“

“Wir glauben, dass dieses Forschungsprojekt von höchster Bedeutung ist und dabei helfen wird, die internationale Debatte über die Langzeitfolgen von nuklearen Unfällen wie in Fukushima auf eine verlässliche Grundlage zu stellen“, sagte Dr. Joachim Schorr, Senior Vice President Research and Development bei QIAGEN.

Die Forscher beabsichtigen, unterschiedliche Proben von Insekten, Pflanzen und Vögeln zu sammeln und zu analysieren. Der Fokus richtet sich dabei auf möglichst weit verbreitete Spezies, um die Vergleichbarkeit der Ergebnisse mit Daten ähnlicher Forschungsexpeditionen nach Tschernobyl zu ermöglichen.

Im Gegensatz zu der Ukraine, in der die radioaktiv verseuchten Gebiete lange Zeit über unzugänglich waren, bietet sich den Wissenschaftlern in Japan erstmalig die Möglichkeit, sowohl die unmittelbar von dem nuklearen Unfall betroffene Elterngeneration als auch ihre ersten Nachkommen zu untersuchen. Dies ermöglicht eine umfangreiche Untersuchung möglicher kumulativer Effekte der radioaktiven Strahlung sowie ihrer Folgen für einzelne Tiere, die Spezies und das gesamte Ökosystem über unterschiedliche Generationen hinweg.

Zu diesem Zweck werden die Forscher unterschiedliche Gewebe- und Blutproben einsammeln, die auf genetischer Ebene auf die Intensität potenzieller Schäden an der DNA und RNA untersucht werden. Zudem soll die Frage geklärt werden, ob sich diese Effekte über zukünftige Generationen weiter verstärken.

Die Wissenschaftler beabsichtigen, in regelmäßigen Abständen nach Fukushima zu reisen und ihre Untersuchungen auf weitere Spezies auszuweiten. Ergänzend sollen Studien in Regionen durchgeführt werden, in denen das Strahlungsniveau aus natürlichen Gründen erhöht ist, wie zum Beispiel in Indien.

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